fluechtlinge gedaechtniskirche berlin bp 250Berlin. - Elf afrikanische Männer protestieren derzeit vor der Gedächniskirche in Berlin dagegen, dass ihnen das Kirchenasyl verwehrt wurde. Ein Sprecher der Gruppe von Flüchtlingen erklärte, ein Pastor der Kirche habe ihnen ein Ulitmatum gestellt und mit der Polizei gedroht, falls sie den Hof der Kiche nicht verlassen. Der Platz müsse wegen des DFB Pokalendspiels, das am Samstag in Berlin stattfindet, und der zu erwartenden Fans geräumt werden. Die Kirchenleitung spricht von einem "Missverständnis".

Die Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern, die sich nach Auffassung der Behörden illegal in Deutschland aufhalten, wollen auf dem Platz bleiben, bis eine langfristige Lösung gefunden und ihnen Schutz geboten wird. Sie wollen kooperativ und offen für den Dialog mit Unterstützern bleiben und sind enttäuscht, dass es bisher zu keinem positiven Ergebnis gekommen ist.

Der Protest richtet sich auch gegen neue Pläne des Innenministeriums, das Asylrecht zu verschärfen und Abschiebungen zu erleichtern. Die Gruppe prangert zudem die Militärdiktaturen und politischen Morde in ihren afrikanischen Herkunftsländern an und verweist auf die Waffenlieferungen deutscher Unternehmen an Diktatoren in einigen afrikanischen Staaten. Sie wollen nicht aufgeben und sind dankbar für Solidarität und Unterstützung. Die Gruppe stellte am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz klar, dass die Forderungen nur für die Streikenden an der Kirche gelten. Sie seien aber offen für die Unterstützung und Beteiligung von Menschen und Gruppen, die Gleiches erleben.

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Tagsüber bietet die Kirche der Gruppe Räume und Beratung an, was auch wahrgenommen wird, um sich mit Unterstützergruppen zu treffen. Angebotene Kleidung und Essen wurden bisher abgelehnt. Wann es weitere Gespräche mit der Kirchengemeinde geben wird ist laut der Gruppe noch unklar.

Die Gruppe der Migranten kommt aus Sachsen-Anhalt. In Berlin protestieren sie auch gegen die Residenzpflicht, die es ihnen untersagt, das Bundesland Sachsen-Anhalt zu verlassen. Auf die Frage, warum sie in Berlin protestieren und nicht in Sachsen-Anhalt, erklärte ein Sprecher: "Haben sie das Recht von Sachsen-Anhalt nach Berlin und zurück zu reisen? Beantworten sie die Frage selbst. Wir wollen das gleiche Recht."

Eine Vertreterin der Kirchengemeinde sagte, die Geflüchteten könnten jeden Tag bis 19 Uhr in die Kirchenräume und die Sanitäranlagen benutzen. Die Aussage, dass mit einer polizeilichen Räumung gedroht worden sei, sei falsch.

Laut einer Pressemitteilung der Kirchenleitung war die Aussage bezüglich der polizeilichen Räumung ein "Missverständnis". Man habe der Flüchtlingsgruppe kein Kirchenasyl gewährt, da dies nur als letzte Option in Frage komme und in Zusammenarbeit mit den Behörden erfolgen könne.

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Da die Flüchtlinge verständlicherweise weder ihre Namen noch andere Details nennen, komme ein Kirchenasyl nicht in Frage, hieß es von seiten der Kirchenleitung weiter. Zudem sei die Gedächniskirche eine Touristenattraktion und mit täglich stattfindenen Gottesdiensten ungeeignet für die Umsetzung des Kirchenasyls.

Die Flüchtlinge vor der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz werden seit Montag von zwei Mannschaftswagen der Berliner Polizei überwacht.

"Die vertraulichen Beratungsgespräche der elf afrikanischen Flüchtlinge an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche mit dem Verein Pro Afrika haben ergeben, dass es bei allen ernsthafte und schwerwiegende Gründe gibt, in Deutschland Hilfe und Schutz zu suchen", erklärte die Kirchengemeinde. "Eine weitergehende Klärung der hierfür bestehenden rechtlichen Möglichkeiten ist erforderlich. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde und die Landeskirche unterstützen die Flüchtlinge bei der Klärung. In den nächsten Tagen werden hierzu weitere Beratungsgespräche in einem geschützten Rahmen mit sachkundigen Anwältinnen und Anwälten oder durch Beratungsstellen vermittelt werden. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde bemüht sich intensiv, spätestens ab Freitag, dem 16. Mai 2014, zumindest eine vorübergehende Unterkunft zu finden, in der die Gruppe sich während des zu erwartenden großen Andrangs von Fußballfans am Wochenende auf dem Breitscheidplatz aufhalten kann."

Fotos: © epo.de

Weitere Infos: asylumrightsevolution.wordpress.com


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