suedsudan flagge 100Bonn. - Die internationale Hilfsorganisation CARE ist zutiefst besorgt über den dramatischen Anstieg von Mangelernährung, Krankheiten und Todesfällen besonders von Kindern im Südsudan. Das Land leide seit Dezember vergangenen Jahres an einer Eskalation der Gewalt und Vertreibung, berichtete CARE am Dienstag in Bonn. Die Anzahl der an akuter Unterernährung leidenden Kinder unter fünf Jahren habe sich seit Januar verdoppelt. Auch die Cholera ist wieder auf dem Vormarsch.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass demnächst bis zu 235.000 Kinder mangelernährt sein könnten. 50.000 Kinder sind vom Tode bedroht, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden können.

"Die Situation hier in Bentiu ist eine Katastrophe", sagte Alain Lapierre, CARE-Nothilfekoordinator vor Ort. "Die Stadt ist komplett verwüstet, die Kämpfe dauern an und nun kommt auch noch die Regenzeit. Wir haben große Schwierigkeiten, die betroffene Bevölkerung mit Hilfe zu erreichen." Mehr als 38.000 Menschen hätten auf dem UN-Gelände in Bentiu Schutz gesucht und seien dort nun vollständig von Hilfe abhängig.

"Die Kinder sind oftmals zu schwach, wenn sie unsere Krankenstationen erreichen. Ihre Familien kamen hier nach tagelangen Fußmärschen ohne Nahrung oder Wasser an", berichtete Lapierre. "Allein letzte Woche starben 18 Kinder an Unterernährung oder Durchfallerkrankungen in den Schutzzonen in Bentiu." Die Regenzeit verhindere zudem eine Ausweitung der Hilfsleistungen, da nur wenige Straßen im Land geteert seien.

Aimee Ansari leitet das CARE-Büro im Südsudan und berichtete von der Begegnung mit einer jungen Mutter, die in einer mobilen Klinik von CARE Hilfe suchte: "Ihr Baby war nur einen Monat alt und zeigte deutliche Anzeichen von Malaria und Mangelernährung. Die Mutter hatte selbst nur wenig zu essen und konnte ihrem Kind nicht genügend Milch geben. Wir behandelten das Kind sofort. Aber ich befürchte, die Mutter wird aufgrund der Kämpfe nicht regelmäßig zurückkommen können. Das könnte ein Todesurteil für ihr Kind sein." Ansari weiter: "Keine Frau dieser Welt sollte vor dieser furchtbaren Entscheidung stehen müssen: Bringe ich mein Kind in die Krankenstation und riskiere auf dem Weg Überfälle und Vergewaltigung, oder sehe ich zu, wie es unbehandelt stirbt. Das ist ein unhaltbarer Zustand."

CARE leistet medizinische Hilfe mit mobilen Kliniken und auf dem UN-Gelände in Bentiu, verteilt Nahrungsmittel und verbessert die sanitären Einrichtungen. Einen besonderen Schwerpunkt legen die Helfer auf die Unterstützung von schwangeren und stillenden Frauen sowie mangelernährten Kindern. "Wir konnten bisher 120.000 Menschen erreichen", erklärte CARE-Chefin Ansari. "Aber unsere Programme sind dramatisch unterfinanziert, es fehlen rund 60 Prozent der benötigten Mittel." CARE bittet um Spenden für die Nothilfe im Südsudan.

Die Hilfsorganisation Help – Hilfe zur Selbsthilfe wies anlässlich des Weltflüchtlingstages (20. Juni) mit Sorge auf die steigende Zahl von Cholera-Erkrankungen im Südsudan hin. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) traten in der Hauptstadt Juba bis Anfang Juni rund 1.700 Krankheitsfälle unter Inlandsvertriebenen auf, die sich vor den ethnischen Konflikten zwischen Dinka und Nuer auf ein Gelände der Vereinten Nationen (UN) in der Hauptstadt gerettet hatten. "Help befürchtet, dass sich die Cholera während der Regenzeit auch in Vertriebenenlagern wie Mingkaman verbreitet. Dann droht Gefahr durch eine Epidemie", sagte Help-Projektreferent Fabian Nolde.

Das Lager Mingkaman im Bundesstaat Lakes ist derzeit mit 90.000 Binnenflüchtlingen eines der größten Vertriebenenlager im Südsudan. Die UN haben Help um Mithilfe gebeten, um die Ausbreitung der Krankheit dort zu verhindern. Zur Verbesserung der hygienischen Bedingungen im Camp verteilen Help-Mitarbeiter Seife sowie Wasserkanister an die Vertriebenen, errichten Latrinen und führen Hygieneschulungen durch. Bereits seit einigen Monaten läuft der Bau von Brunnen, um die Wasserversorgung für die Familien im Lager und den umliegenden Dörfern zu verbessern.

"Die Cholera bedroht die Konfliktparteien der Dinka und Nuer gleichermaßen. Insbesondere Frauen und Kinder sind durch die Strapazen der Flucht oftmals so geschwächt, dass sie nur geringe Widerstandskräfte haben. Die  Cholera stellt erneut eine akute Bedrohung für ihr Leben dar", berichtete Nolde.

Help ist seit 2011 im Südsudan aktiv, insbesondere im Bereich Ernährungssicherung, Nothilfe und Gesundheitsversorgung. Aufgrund ethnischer Konflikte kam es in den letzten Monaten zu schweren Gewaltausbrüchen, die unzählige Menschen zur Flucht im eigenen Lande zwangen. Die Zahl  der Binnenvertriebenen wird von der UNO derzeit auf über eine Million Menschen geschätzt. Insgesamt benötigen rund vier Millionen Menschen humanitäre Hilfe.

Quellen: www.care.de | www.help-ev.de

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.