wir haben es satt demo 140629Berlin. - Das Agrarbündnis der Kampagne "Meine Landwirtschaft" ruft am 29. Juni zu einer "Wir haben es satt"-Demonstration in Haßleben (Brandenburg) auf. Anlass der Demonstration ist ein geplanter Stall mit 36.000 Plätzen für Schweine. "Dieser Megastall ist ein Symbol einer verfehlten Agrarpolitik in Deutschland", erklärte die Kampagne am Dienstag in Berlin.

"Mit der Genehmigung stellt sich das Land Brandenburg in den Dienst eines privaten Investors aus Holland, dem der Bau solcher Anlagen in seinem Land aus guten Gründen verwehrt wird", sagte Sybilla Keitel von der Bürgerinitiative "Kontra Industrieschwein Haßleben. "Wir sehen die Verantwortung unseres Ministerpräsidenten allerdings darin, auch die Menschen im Osten Deutschlands vor den Folgen einer solch gigantischen 'Fleischproduktion' zu bewahren, anstatt deren Widerstand als 'blauäugig' und 'naiv' abzuqualifizieren. Über die fürchterlichen Bedingungen sowie die globalen Konsequenzen ist inzwischen jeder informiert. Ob ein Politiker von Weitsicht geleitet ist, der die Tourismuschancen der Uckermark preist und sie gleichzeitig zur Verklappung der Fäkalien von 36.000 Schweinen freigibt, ist eine legitime Frage."

Bernd Voß, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, wies darauf hin, dass die Produktion von Schweinefleisch in Europa systematisch steige. Deutschland sei "ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung" und verzeichne seit wenigen Jahren eine steigende Überversorgung mit Schweinefleisch, zuletzt von 16 Prozent im Jahr 2012. Mit dieser Mengenausdehnung seien auch die Erzeugerpreise kräftig unter Druck geraten. Das Schweinefleisch sei dadurch billig geworden und decke nicht mehr die Kosten bäuerlich wirtschaftender Betriebe. "Diese Mengenausdehnung nutzt nur der Fleischindustrie, die immer mehr Weltmarktanteile anvisiert", betonte Voß.

"Auch ohne das stillgelegte Instrument Exportsubventionen steigen die Exportmengen aus Deutschland an", kritisierte Berit Thomsen, die Autorin der Studie. "Trotz eines leichten Rückgangs im vergangen Jahr liegt der Zuwachs von deutschen Schweinefleischexporten auf dem Weltmarkt von 2000 bis 2013 bei knapp 600 Prozent. Das ist besorgniserregend, denn den Entwicklungsländern wird durch die Handelspolitik der EU, die immer mehr Marktöffnung einfordert, die Möglichkeit genommen, sich vor marktverzerrenden Importen zu schützen."

Die starke Ausweitung der Schweinemast in Deutschland basiere auf steigenden Importen von gentechnisch veränderter Soja aus Entwicklungsländern, erklärte Stig Tanzmann, Referent für Landwirtschaft bei "Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst". Der industrielle und monokulturelle Sojaanbau in den in südamerikanischen Anbauländern gehe häufig mit gravierenden Menschenrechtsverstößen und dramatischen Umweltproblemen einher.

Diese Probleme würden durch die steigende Sojanachfrage aus Deutschland weiter verstärkt, ist die "Kampagne Meine Landwirtschaft" überzeugt. So seien die deutschen Einfuhren von Sojafuttermitteln zwischen 2001 und 2010 um 52 Prozent gestiegen. Auf die Fläche umgerechnet, beanspruche Deutschland mittlerweile zwei Millionen Hektar außereuropäische Fläche für die Futtermittelproduktion.

Hintergründe zur Aktion in Haßleben am 29. Juni und zum bundesweiten Netzwerktreffen "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" in Templin am 28. Juni

Studie "System billiges Schweinefleisch" und aktualisierte Faktensammlung zur Studie

Quelle: http://www.meine-landwirtschaft.de

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