bzfo 120Berlin. - Das Behandlungszentrums für Folteropfer (bzfo) und der Jiyan Foundation for Human Rights haben eine mobile Notversorgung für Flüchtlinge in Kurdistan gestartet. Die Zahl der Flüchtlinge in den kurdischen Gebieten im Nordirak sei innerhalb weniger Tage auf 600.000 gestiegen, teilten die beiden NGOs am Montag in Berlin mit. Zu den mehr als 200.000 syrischen Bürgerkriegs-Flüchtlingen seien in kurzer Zeit rund 400.000 intern Vertriebene hinzugekommen, die nach dem ISIS-Vormarsch aus Mosul und dem Zentralirak geflohen waren. 

Die Jiyan Foundation for Human Rights, Partnerorganisation des bzfo im Nordirak, hat sich aufgrund der dramatischen Lage kurzfristig dazu entschlossen, in besonders vernachlässigten Gebieten zusätzlich Hilfsgüter zu verteilen und medizinische Erstversorgung anzubieten. Für die Bewältigung der aktuellen Situation fordert die Jiyan Foundation internationale und nationale Geldgeber und Organisationen auf, sich verstärkt in der Region einzusetzen. Konkret werden zusätzlich Aufnahmelager, gesundheitliche Versorgung und Bildungsmaßnahmen für Kinder in naher Zukunft dringend notwendig sein, solange sich die Sicherheitslage in der Heimat der Vertriebenen nicht merklich bessert.

Insbesondere die Lage in der Stadt Chamchamal im Governorat Sulaymaniyah sei besorgniserregend, so die nichtstaatlichen Organisationen. "Die Menschen kommen völlig entkräftet an und haben nichts. Obwohl viele zunächst bei Verwandten oder in gemieteten Wohnungen unterkommen, sind ihre Ersparnisse schnell aufgebraucht und es mangelt ihnen an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und Hygieneartikeln. Und das alles bei einer Durchschnittstemperatur von 45 Grad", erklärte Salah Ahmad, Projektleiter und Gründer der Jiyan Foundation.

"Uns erreichten schon erste Berichte von unterernährten Kindern", sagte Ahmad. Das katholische Hilfswerk MISEREOR habe kurzfristig Gelder bereitgestellt, mit denen die Jiyan Foundation in den nächsten Tagen intern Vertriebene in Chamchamal mit dem Nötigsten versorgen will. Zudem sollen sie medizinisch untersucht und gegebenenfalls an die Rehabilitationszentren der Stiftung überwiesen werden.

Die Jiyan Foundation wurde mit Unterstützung des bzfo als Kirkuk Center for Torture Victims gegründet und ist eine Menschenrechtsorganisation, die Überlebenden von Folter und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen kostenlose medizinische, psychologische und soziale Unterstützung anbietet. Die Stiftung verfügt mittlerweile über sechs Zentren im kurdischen Teil des Iraks, darunter auch in der Stadt Chamchamal.

Seit 1992 bietet das Behandlungszentrum für Folteropfer e.V. (bzfo) in Berlin Opfern organisierter staatlicher und Bürgerkriegs-Gewalt Hilfe bei körperlichen Leiden, seelischen Langzeitschäden und psychosomatischen Störungen. Etwa 450 Erwachsene, Kinder und Jugendliche behandelt das Team jährlich. Sie kommen aus fast 50 Ländern wie Tschetschenien, der Türkei, dem Iran, Afghanistan, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, dem Libanon, Syrien, dem Irak und der Russischen Föderation. Rund 40 Prozent der Ausgaben werden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der EU und den Vereinten Nationen getragen; den Rest finanzieren Stiftungen, Unternehmen und private Spenderinnen und Spender.Seit Mitte 2008 arbeitet das bzfo gemeinsam mit dem Zentrum für Flüchtlingshilfen und Migrationsdienste (zfm), der Überleben – Stiftung für Folteropfer sowie der gemeinnützigen Catania – Hilfe für traumatisierte Opfer unter dem Dach des Zentrums ÜBERLEBEN.

www.bzfo.de | www.ueberleben.org | www.jiyan-foundation.org
 
 

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