global footprintBerlin. – Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die Ressourcen der Erde überlastet sind. Dieser sogenannte "Erdüberlastungstag" war bisher noch nie so früh wie in diesem Jahr: am 19. August. Aus diesem Anlass haben mehrere Umweltorganisationenen eine Abkehr von der Ausbeutung der Ressourcen auf Kosten künftiger Generationen gefordert. Sie riefen die Politik, aber auch Konsumenten dazu auf, über Alternativen zum derzeitigen Wachstum auf Kosten des Planeten nachzudenken.

Das Global Footprint Network berechnet den Tag, ab dem die Erde sich im ökologischen Defizit befindet, also mehr Ressourcen verbraucht wurden als die Erde zur Verfügung stellt ("Earth Overshoot Day"). Dabei wird der gesamte Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Lebewesen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise brauchen, der biologischen Kapazität der Erde, Ressourcen aufzubauen sowie Müll und Emissionen aufzunehmen, gegenüber gestellt. Global betrachtet bräuchte die gesamte Weltbevölkerung mit ihrer derzeitigen Lebens- und Wirtschaftsweise 1,5 Erden.

Die Obfrau im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung des Deutschen Bundestages, Valerie Wilms, erklärte zum Earth-Overshoot-Day am 19. August, die Menschheit habe in diesem Jahr "die ihr zustehende Ernte schon eingefahren. Bis zum Jahresende leben wir auf Kredit, und zwar zulasten der nachfolgenden Generationen. Das betrifft sowohl die nachwachsenden Rohstoffe als auch die Kapazitäten der Atmosphäre, etwa Kohlendioxid aufzunehmen. Wir in den Industriestaaten leben zusätzlich auf Kosten von Umwelt, Menschenrechten und Sozialstandards anderer Nationen. Würden alle Menschen der Erde so leben wie wir in Deutschland, bräuchten wir zweieinhalb Planeten. Alleine die Vorstellung, jeder zweite Mensch auf der Erde hätte ein Auto und einen Computer, ist schier unmöglich. Sie ist bei der jetzigen energie- und ressourcenintensiven Wirtschaftsweise ganz und gar unrealistisch.

Es helfe zu wenig, so Wilms weiter, CO2 zu kompensieren. "Wir müssen die CO2-Emissionen auch senken, so sinnvoll die einzelnen Kompensationsprojekte auch sind. Deutschland will die Treibhausgase bis 2020 auf 60 Prozent des Niveaus von 1990 senken, in Wirklichkeit steigen sie jedoch leicht an. Dabei handelt es sich hier nur um die Emissionen auf deutschem Boden. Die Emissionen der zahlreichen importierten Güter und Fertigteile sind da noch gar nicht enthalten."

"Dieses Jahr ist der Erdüberlastungstag einen Tag früher als im letzten Jahr und damit so früh wie noch nie zuvor. Das heißt, auch in diesem Jahr haben wir wieder über unsere Verhältnisse gelebt", sagte Marius Haberland vom INKOTA-netzwerk. "Diesem Verschwendungstrend müssen wir schleunigst etwas entgegensetzen, denn die sozio-ökologischen Konsequenzen werden mit der Zeit unumkehrbar."

"Wir geben der Erde keine Atempause", kritisierte Jenny Blekker von der BUNDjugend. "Berauscht von der Reichhaltigkeit unseres Planeten, hinterlassen wir eine Spur der Verwüstung." In der Landwirtschaft würden zum Beispiel jeden Tag rund 20 Hektar Ackerland durch den Einsatz von wachstumssteigernden Pestiziden zerstört. "Die Verschwendung von Ressourcen ist dabei nicht nur ökologisch fatal, sondern auch in höchstem Maße global ungerecht", sagte Christiane Wegner von FairBindung.

"Der Erdüberlastungstag zeigt uns klar die ökologischen Grenzen unseres Planeten auf", so Julia Otten von Germanwatch. "Unsere Art zu leben und zu wirtschaften muss sich angesichts dieser Grenzen grundlegend ändern." Viele kleine Initiativen und Organisationen haben auf lokaler Ebene bereits damit begonnen, Alternativen zum grenzenlosen Wachstum des Rohstoffverbrauchs zu entwickeln: von der Versorgung mit regenerativer Energie über genossenschaftliche Stadtwerke, Re- und Upcycling von Möbeln und Elektrogeräten, regionale Ernährung und selbstgezogenes Gemüse aus dem Stadtgarten oder Transportfahrräder für den Einkauf.

Quellen: inkota.de | fairbindung.org | germanwatch.org  | bundjugend.defootprintnetwork.org

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