awi atlas suedozean 320Auckland. - Das Wissenschaftskomitee für Antarktisforschung (Scientific Committee on Antarctic Research - SCAR) im neuseeländischen Auckland hat am Montag einen neuen Atlas über die Meereslebewesen im Südozean vorgestellt. Führende Meeresbiologen und Ozeangraphen aus aller Welt haben dafür all ihr Wissen über das Vorkommen von Meeresbewohnern - von Mikroben bis zum Wal - zusammengetragen, darunter Forscher vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Auch der Einfluss des Klimawandels auf die Meeresbewohner wird in dem Atlas mit dem Titel "Biogeographic Atlas of the Southern Ocean" thematisiert.

147 Wissenschaftler von 91 Institutionen aus 22 Ländern trugen in einer beispiellosen internationalen Kollaboration ihre Expertise und ihr Wissen zusammen, um den neuen biogeographischen Atlas des Südozeans zu erstellen. Die Forscher haben mehr als 9.000 Arten und Hundertausende Daten gesammelt, um die Verteilung der Meeresbewohner in dieser Region abzubilden. In 66 Kapiteln untersuchen sie die physikalische Umgebung, die evolutionäre Entwicklung und Genetik sowie den möglichen Einfluss des Klimawandels auf die marinen Lebewesen. Es sei die erste so umfangreiche Darstellung der Region seit die Amerikanische Geologische Gesellschaft im Jahr 1969 ein Portfolio antarktischer Karten herausgebrachte, stellte das AWI fest.

Der Chef-Herausgeber Claude de Broyer vom Königlich Belgischen Institut für Naturwissenschaften (Royal Belgian Institute of Natural Sciences) sagte: "Erstmalig hat die Forschergemeinschaft alle Datensätze der einzigartigen antarktischen marinen Lebensgemeinschaften vom Beginn der Südpolarexpeditionen um Kapitän Cook an zusammengetragen, analysiert und in Karten abgebildet. So sind ein flächendeckender Atlas und eine umfangreiche Datenbank des Untersuchungsgebiets entstanden, die wichtige Informationen zum Erhalt der marinen antarktischen Lebensgemeinschaften liefern."

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Die Riesenassel Glyptonotus "antarcticus". © Christoph Held, Alfred-Wegener-Institut

Die Daten und Interpretationen der Experten bilden unter anderem eine substanzielle Informationsgrundlage für den internationalen Naturschutz, beispielsweise in der Diskussion um die Einrichtung von Meeresschutzgebieten. Der Atlas bildet mögliche zukünftige Verbreitungsgebiete von Schlüsselarten ab. Sie basieren auf komplexen Modellrechnungen, mit deren Hilfe die Forscher prognostizieren, wie sich Arten an Umweltveränderungen anpassen und wo sie sich bei verschiedenen Zukunftsszenarien ausbreiten oder auch verschwinden könnten.

Einen Blick in die Zukunft wirft Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, der Mitherausgeber und Autor mehrerer Kapitel des Biogeographischen Atlas ist: "Das Projekt ist auch deshalb zukunftsweisend, weil wir Experten jetzt an einer online- Version des Atlas arbeiten. So kann dann jeder überall auf der Erde jederzeit komfortabel alle solchen Daten abrufen - einschließlich neu Hinzukommender."

Die Auswertung genetischer Proben mit modernen Methoden hat zu einem überraschenden Ergebnis geführt: Einer der bekanntesten Meeresbodenbewohner der Antarktis, die Riesenassel Glyptonotus antarcticus, ist möglicherweise eine "gespaltene Persönlichkeit": Bisher gingen die Experten davon aus, dass es eine einzige Riesenasselart gibt, die rund um den Kontinent bis in etwa 600 Meter Wassertiefe lebt. Molekularbiologische Untersuchungen zeigten jetzt, dass es sich um eine ganze Gruppe mit elf verschiedenen Arten handeln könnte, deren Verbreitungsgebiete jeweils auf viel kleinere geographische Regionen begrenzt sind.

Der Atlas mit dem Titel "Biogeographic Atlas of the Southern Ocean" beinhaltet etwa 100 Fotos und 800 Karten. Er wurde am Montag, den 25. August 2014 in Auckland (Neuseeland) auf der SCAR Open Science Conference vorgestellt und wird herausgegeben vom Wissenschaftskomitee für Antarktisforschung (Scientific Committee on Antarctic Research am Scott Polar Research Institute, www.scar.org.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener- Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (www.awi.de)

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