mueller gerdHalle. - Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die Niedrigpreise für Lebensmittel kritisiert. "Die Mentalität 'Geiz ist geil' bei Lebensmitteln halte ich für fatal", sagte der Landwirtssohn der "Mitteldeutschen Zeitung" in Halle. Müller reist derzeit entlang des elften Längengrades durch Deutschland, Am Dienstag besucht er die Pflanzenzüchter-Stadt Quedlinburg.

 

Nach Ansicht von Müller werden Nahrungsmittel in Deutschland nicht hoch genug bewertet. Sie würden verschleudert und von den Handelskonzernen als Mittel eingesetzt Kunden anzulocken. Die Produzenten hätten das Nachsehen.

"Die Verbraucher müssen sich darüber klar werden, dass gerade bei Lebensmitteln am Anfang eines Produkts immer ein Mensch, ein Landwirt steht", betonte der Minister, der aus dem Allgäu stammt. Bislang hätten sich "viel zu wenige Unternehmen" an einem Bündnis in Kolumbien beteiligt, das fairen Kaffeeanbau praktiziert und Kaffeebauern einen Preis garantiert, von dem die Produzentenfamilien leben können.

"Ich will die Menschen dafür gewinnen, ihren eigenen Lebensstil zu hinterfragen", sagte Müller im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung. "Sie sollen darüber nachdenken, wie gut sie leben und wie wir dazu beitragen können, dass die Menschheit in Gänze überlebt und auch kommenden Generationen auf dem Planeten eine Zukunft haben. Vielleicht ist gerade die Urlaubszeit dazu angetan, sich mit den zwei grundsätzlichen Fragen zu beschäftigen: Die Sicherstellung der Ernährung und der Erhalt der Umwelt."

Müller sagte, es sei "ein Skandal, dass eine Milliarde Menschen weltweit hungern oder mangelernährt ist". Der elfte Längengrad dokumentiere, "dass wir alle in einem Boot sitzen. Wenn wir auf dem elften Längengrad nach Süden reisen, kommen wir in jene Regionen, um die wir uns kümmern müssen. Wir können nicht mehr sagen, was geht uns Afrika an? Gelingt es nicht, das Zwei-Grad-Ziel bei der Erderwärmung einzuhalten, müssen wir im Jahr 2050 mit bis zu 200 Millionen Klimaflüchtlingen rechnen, die aus den Hitzeregionen nach Norden ziehen. Wir tragen als Industriestaat erheblich zum Klimawandel bei, Afrika zahlt dafür einen hohen Preis."

Auf die Frage, was ein Sachsen-Anhalter tun könne, damit es den Menschen in der Dritten Welt besser geht, antwortete der Minister: "Jeder von uns kann nachhaltiger leben, ohne auf Wesentliches zu verzichten. Ich empfinde es etwa als Sünde, dass ein Viertel unserer Lebensmittel im Abfall landet. Ein weiteres Beispiel ist das Thema Kleidung: Wo kaufe ich ein und was trage ich? Wenn ein Fußballtrikot derzeit 50 bis 70 Euro kostet, die Näherin in Bangladesch aber nur 15 Cent bekommt - das ist ein Hunger-, ja ein Sklavenlohn, von dem sie nicht leben kann. Was muten wir eigentlich anderen in anderen Teilen der Welt zu, um gut leben zu können?"

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung

 

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