un womenNew York. - Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) hat in Zusammenarbeit mit UN Women ein Modell-Protokoll entwickelt, um die Ermittlungen und Strafverfolgungsmaßnahmen im Zuge der geschlechtsbezogenen Morde an Frauen in Lateinamerika systematisch zu untersuchen.

"Dieses Protokoll spiegelt die Besonderheiten der verschiedenen Länder in der Region wider", sagte Carmen Rosa Villa Quintana, vom UN Human Rights Office. "Es wird Staaten in Lateinamerika bei der Einhaltung der Sorgfaltspflicht in Fällen von Frauenmorden behilflich sein."

Zuverlässige Zahlen für Frauenmorde sind schwer zu ermitteln, aber die Small Arms Survey, eine Forschungsorganisation der Schweizer Regierung, die kleine Waffen und damit im Zusammenhang stehende Gewalt untersucht, schätzt, dass weltweit jährlich mehr als 65.000 Frauen und Mädchen ermordet werden. Das sind fast ein Fünftel aller Tötungsdelikte. Frauen werden häufiger von Männern getötet, die sie kennen, wie ihre ehemaligen Partner, Familienmitglieder oder Freunde. Des weiteren ist ein Ergebnis der Umfrage, das Frauen in Ländern mit hohen Gewaltraten, häufiger von Banden und organisierten kriminellen Gruppen angegriffen werden. Dies gehe oft mit einem allgemeinen Klima der Gleichgültigkeit und Straflosigkeit einher.

Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika ist Berichten zufolge in den letzten Jahren angestiegen. Sogenannte "Femizide" in Mexiko, Guatemala, Honduras und El Salvador haben sich nach Angaben der Organization of Salvadoran Women for Peace ausgeweitet. Von den Ländern mit den höchsten Raten an Frauenmorden, ist die Hälfte in Lateinamerika. Eins der bekanntesten Beispiele für das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika sind die Frauenmorde von Ciudad de Juarez in Mexiko.

Das UN Human Rights Office unterstützt diese Erkenntnisse und stellt auch eine Zunahme der organisierten Kriminalität, Menschenhandel, Drogenhandel und die Verbreitung von Kleinwaffen fest. Diese Entwicklung gilt als Hauptgrund für die vielen Morde an Frauen in Lateinamerika. Diese Faktoren werden durch strukturelle Diskriminierung und unzureichende rechtlichen Rahmenbedingungen verschärft.

Der Inter-American Court zeigt sich ebenfalls besorgt über die Gewalt und Straflosigkeit. Demnach basieren die fahrlässigen Ermittlungen und mangelnde Sanktionen gegen Täter auf gesellschaftlichen Vorstellungen nach denen Frauen unterlegen sind, sowie einer Kultur der Diskriminierung in Strafverfolgungs- und Justizbehörden.

Als Reaktion darauf haben das UN Human Rights Office und UN Women zusammengearbeitet, um ein Musterprotokoll für die Untersuchung geschlechtsspezifischer Tötungen von Frauen in Lateinamerika zu entwerfen. Das Protokoll geht auf einen Entwurf, der speziell für die Untersuchung der Frauenmorde in El Salvador erstellt worden ist, zurück. Das Protokoll soll Ermittlern und Staatsanwälten in der gesamten Region helfen, um Frauenmorde vollständig und unabhängig zu untersuchen und aufzuklären. Anna Coates von UN Women sagte ihr Hauptziel ist es, die Straflosigkeit, die in einigen Ländern auf 98 Prozent der gemeldeten Fälle geschätzt wird, in der Region zu beenden.

Obwohl einige Länder in Lateinamerika bereits geschlechtsspezifische Tötung in ihre Gesetzgebung integriert haben, mangelt es an der Umsetzung der Strafverfolgung. Weitere Herausforderungen sind nach Angaben von Rashida Manjoo, Special Rapporteur der UN für Gewalt gegen Frauen, die diskriminierende Weise, in der Verbrechen gegen Frauen und Mädchen behandelt werden, die ungenügende Aufmerksamkeit für voherige Beschwerden der Opfer, die Unzulänglichkeit der strafrechtlichen Ermittlungen und die Verwendung von mildernden Umständen zu niedrigeren Strafen.

Allerdings arbeiten mittlerweile mehrere lateinamerikanische Länder daran das Protokoll in die nationale Gesetzgebung zu integrieren "Der Wert des Musterprotokolls ist, dass es praktisch ist. Sein Inhalt bezieht sich sowohl auf die theoretischen wie die praktischen Erfahrungen aus einer Reihe von Experten, darunter Staatsanwälte, Polizei, Gerichtsmediziner und Richter, in Lateinamerika und darüber hinaus ", erklärte Manjoo.

Mehr Informationen:

Quellen: ohchr.org  |  unwomen.org


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