niebel fb zerknirscht 100Berlin. - Dreister als er hat kaum ein ehemaliger Minister seine in der Regierungsverantwortung erworbenen Kontakte zu Geld zu machen versucht: Dirk Niebel, ab Januar 2015 Lobbyist beim Automotive- und Rüstungskonzern Rheinmetall, ist jetzt auch "selbständiger Politik- und Unternehmensberater Niebel International Consulting". Der exakt fünf Seiten umfassende Webauftritt der neuen Unternehmung des FDP-Politikers verrät: "Niebel-International-Consulting verfügt über ein langjährig gewachsenes und exzellentes weltweites Netzwerk zu Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) mit einem klaren Schwerpunkt in Afrika und Nahost."

Niebels größte Tat als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Oktober 2009 bis Dezember 2013) war die Fusion von GIZ, InWEnt und DED zur GIZ. Seither ist die Durchführungsorganisation der deutschen Technischen Entwicklungshilfe möglicherweise effektiver und wirtschaftlich schlagkräftiger, aber auch unüberschaubarer und unkontrollierbarer geworden. In seinem Lebenslauf prahlt der frühere "Teppich-Minister" (Vom Teppich-Minister zum Rüstungs-Lobbyisten: Niebel geht zu Rheinmetall) damit, er habe "Etat-Verantwortung für 6.33 Milliarden Euro jährlich" gehabt.

Niebels Consulting muss zunächst kleinere Brötchen backen. Sie residiert in der "Villa Sanssouci" in der Hillmannstraße im Berliner Stadtteil Hermsdorf (Bezirk Reinickendorf). "Niebel International-Consulting berät Entscheider aus Unternehmen, Verbänden und Institutionen bei der strategischen, inhaltlichen Positionierung im politischen Umfeld", verrät die Website www.niebel-international-consulting.de.

Der ehemalige Generalsekretär der FDP-Bundespartei ("verantwortlich für 2 Bundestagswahlen, 14 Landtagswahlen und eine Europawahl mit erfolgreichen Ergebnissen") muss nun statt auf Stimmenfang auf Kundenfang gehen: "Klare Inhalte, valide Informationen und durchsetzungsstarke Argumente sorgen zielorientiert für die notwendige Aufmerksamkeit bei Entscheidungsträgern in der Politik sowie relevanten Multiplikatoren, um eine zukunftssichere Basis für einen konstruktiven Dialog mit den definierten Zielgruppen vertrauensvoll aufzubauen." PR-Geschwurbel.

niebel unternehmer

(Screenshot der Facebook-Seite Niebels, 21.092014)


Dirk Niebels Zielgruppe sind Investoren und multinational aufgestellte Unternehmen: "Sei es bei Investitionen in neuen oder schwierigen Umfeldern, bei Verhandlungen mit Regierungen und Behörden, bei Fragen von CSR oder Compliance, in der Bewertung von Ländern und Regionen oder über politische Entscheidungswege im In- und Ausland sowie bei internationalen Organisationen, wir beraten Sie umfassend, kompetent sowie mit der notwendigen Sensibilität und Diskretion."

Dem ehemaligen Zeitsoldat und Bundesminister, der auf Dienstreisen gerne seine Gebirgsjäger-Mütze trug, war das politische Rentnerdasein offenbar zu langweilig. Niebels Aktivitäten seit dem Ausscheiden aus dem Amt sind - zumindest teilweise - auf Facebook nachzulesen. Ob seine Beratungstätigkeit eine "Gute Sache!" (ebd.) ist, wie er am Sonntag postete, bleibt abzuwarten. Niebels Ex-Staatssekretärin Gudrun Kopp (FDP) wünschte jedenfalls "viel Erfolg":

niebel gute sache
(Screenshot der Facebook-Seite Niebels, 21.092014

Am 1. Juli hatte der Automotive- und Rüstungskonzern Rheinmetall mit der Meldung überrascht, Niebel werde "ab 2015 internationale Aufgaben bei Rheinmetall" übernehmen. "Er wird vom kommenden Jahr an die Mitglieder des Konzernvorstands von Rheinmetall in allen Fragen und Aufgaben der internationalen Strategieentwicklung und beim Ausbau der globalen Regierungsbeziehungen unterstützen."

Der Konzern setzt mit 23.000 Mitarbeitern weltweit rund 4,6 Milliarden Euro auf den Gebieten der Automobilzulieferung und der "Verteidigungstechnik" um und verfügt über 45 Entwicklungs- und Produktionsstätten im Ausland, neben den USA und Kanada vor allem in China, Indien, Brasilien, Mexiko sowie in Japan, Australien und Südafrika. Der Auslandsanteil am Konzernumsatz lag laut Rheinmetall 2013 bei 72%. Der Rheinmetall-Vorstand hatte zuletzt betont, "die Internationalisierungsstrategie des Konzerns konsequent fortzusetzen und weiter zu forcieren".

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