Oliver Buston. Foto: ONEAccra/Berlin (epo.de). - Oliver Buston, Europa-Direktor der Forschungs- und Lobbyorganisation ONE, hat die Verhandlungen des High Level Forum on Aid Effectiveness vor Ort in Ghanas Hauptstadt Accra verfolgt. Im Telefoninterview mit Entwicklungspolitik Online schilderte er seine Eindrücke zu Verlauf und Ergebnissen der Konferenz.


epo.de: Mr. Buston, ist die Accra Agenda for Action, die von den Delegierten verabschiedet worden ist, ein Fortschritt gegenüber der Pariser Erklärung?

Oliver Buston: Nein, nicht wirklich. Man muss aber sagen, dass die Entwicklungsländer sehr darauf bedacht waren, das Ergebnis konkreter zu machen und zum Beispiel mehr Verantwortlichkeit und Kontrolle bei der Verwendung von Entwicklungshilfe akzeptiert haben. Das wurde von einigen Geberländern vom Tisch gefegt. Die Europäische Union sollte jetzt konkrete Vereinbarungen treffen und Deutschland könnte einen Durchführungsplan entwerfen, um allgemeine Absichtserklärungen in die Tat umzusetzen.

epo.de:
Welche Rolle hat die deutsche Delegation in Accra gespielt und welche Geberländer waren eigentlich nicht an mehr Geberharmonisierung und einem koordinierteren Ansatz bei der Entwicklungshilfe interessiert?

Oliver Buston:
Die deutsche Delegationsleiterin, Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, spielte eine sehr, sehr positive Rolle. Überhaupt machten die Europäer und auch Frankreich als EU-Ratspräsident eine gute Arbeit. Jetzt geht es darum, auch den Rest der Welt davon zu überzeugen, dass mehr Abstimmung untereinander und eine Steigerung der Effektivität der Hilfe notwendig sind.

epo.de: Wie kann eine effektivere Hilfe denn konkret aussehen?

Oliver Buston: Ghana als Gastgeberland der Konferenz macht das vor. Das Land profitiert seit Jahren von einer Politik der Regierung, die darauf beharrt, dass sich Geberländer besser untereinander absprechen und stärker kooperieren. Ghana ist eine Erfolgsstory, mit fünf Prozent Wirtschaftswachstum, einer Verfünffachung der Zahl der Moskitonetze, die die Menschen vor Malaria schützen, und einer starken Steigerung der Zahl der Kinder, die jetzt zur Schule gehen können.

epo.de: In Deutschland findet derzeit eine Debatte statt, ob eine Steigerung der Entwicklungshilfemittel tatsächlich zu mehr Entwicklung beiträgt oder eine zunehmende "Nehmermentalität" heraufbeschwört, die jede Eigeninitiative lähmt...

Oliver Buston: Entwicklungshilfe kann effektiv sein! Nehmen Sie zum Beispiel die enorm gewachsene Zahl der Menschen in Afrika, die aufgrund einer Steigerung der Geldmittel jetzt eine AIDS-Behandlung erhalten können. Oder die Gelder, die eingesetzt werden, um mehr Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Wir müssen aber dafür sorgen, dass jeder Euro, der eingesetzt wird, für eine effektive Entwicklungshilfe arbeiten kann.

epo.de: Mr. Buston, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte epo-Herausgeber Klaus Boldt.


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