survival 150Berlin. - In Indiens Kanha-Tigerreservat – Vorbild für Kiplings Buch Das Dschungelbuch – wurden Indigene im Namen des Tigerschutzes illegal zwangsumgesiedelt. Das hat die Menschenrechtsorganisation Survival International am Mittwoch gemeldet.

Vertriebene Indigene berichten, dass die indische Forstbehörde damit drohte Elefanten loszulassen, um die Häuser und Felder der Betroffenen zu zertrampeln, sollten sie das Gebiet nicht sofort verlassen. Das Kanha-Tigerreservat liegt in der angestammten Heimat der Baiga und Gond, denen ohne ihren Wald eine aussichtslose Zukunft bevorsteht.

Die Familien wurden schon seit Jahren eingeschüchtert, damit sie das Schutzgebiet verlassen. Als sie schließlich im Sommer 2014 vertrieben wurden, erhielten sie kein alternatives Stück Land oder Hilfe beim Aufbau eines neuen Lebens außerhalb von Kanha. Monate nach den Vertreibungen berichten Familien, dass sie nur einen Bruchteil der erwarteten Entschädigung erhalten haben – andere sind völlig leer ausgegangen.

"Wir haben etwas Geld erhalten, aber wir sind verloren; wir wandern auf der Suche nach Land. Hier gibt es nur Traurigkeit. Wir brauchen den Dschungel", erklärte ein Indigener, der aus dem Dorf Jholar in Kanha vertrieben wurde. Die Gemeinden leben nun verstreut zwischen den angrenzenden Dörfern. Ihr Recht, in und von ihrem Wald zu leben und ihn zu schützen, ist in indischen Gesetzen verankert. Ein Baiga erklärte vor den Vertreibungen gegenüber Survival International: "Sie wollen uns Geld geben. Wir wollen kein Geld. Wir wollen Land. Geld bedeutet für uns nichts. Es kommt und geht."

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, hat sich schriftlich an den Worldwide Fund for Nature  (WWF) gewandt, der für Außenmitarbeiter der Forstbehörde Unterstützung in Form von Infrastruktur, Training und Ausrüstung bereitstellt.

Indigene Völker sind, laut Survival International die besten Naturschützer. Survivals Kampagne "Eure Wildnis, Unsere Zuhause"setzt sich für ein neues Konzept von Naturschutz ein: Internationale Naturschutzprogramme müssen internationales Recht anerkennen, die Landrechte indigener Völker schützen und sie fragen, welche Hilfe sie benötigen, um ihre Gebiete zu verteidigen. Sie müssen zuhören und dann bereit sein, indigenen Völker nach Kräften zu helfen.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, erklärte am Mittwoch: "Was in Kanha passiert, ist der Inbegriff der hässlichen Seite der Naturschutzindustrie – Tausende Touristen kurven in lauten Jeeps durch das Schutzgebiet und rasten förmlich aus, wenn sie den belagerten Tiger vor die Linse bekommen. Gleichzeitig werden Baiga-Gemeinden, die den Lebensraum des Tigers für Generationen vorsichtig verwaltet haben, durch Zwangsumsiedlungen vernichtet. Die Ironie dahinter scheint Naturschützern zu entgehen. Wenn Indien den Baiga und Gond nicht die Rückkehr erlaubt und weitere Dörfer vor Vertreibungen schützt, werden diese Gemeinden komplett zerstört werden. Indigene zu vertreiben wird den Tiger nicht retten."


Quelle: survivalinternational.de


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