Proteste in NicaraguaManagua. - Vertreter des "Nationalen Rates für die Verteidigung des Landes, des Sees und der Nationalen Souveränität" in Nicaragua haben erneut Protestaktionen gegen den Kanalbau angekündigt. Bauern aus El Tule und Nueva Guinea drohen der Regierung, den Verkauf ihrer Produkte in die Hauptstadt zu verhindern. "Ab dieser Woche werden keine Bohnen mehr verkauft, kein Reis, kein Fleisch", verkündete Octavio Ortega Arana, Vorsitzender des Rates.

Über 40 Prozent der nationalen Produktion komme aus der Region, erklärte Arana weiter, die Blockade werde einen Anstieg der Preise zur Folge haben. Der Protest richtet sich gegen das eigens für den Kanalbau eingeführte Gesetz 840, das die Enteignung von Ländereien vorsieht, sei es Privateigentum, kommunales Eigentum der autonomen Regionen oder indigener Gemeinden.

Die Regierung Nicaraguas  hat den von dem Bau betroffenen Familien faire Entschädigungen in Aussicht gestellt, die deutlich über dem Katasterwert der Grundstücke liegen sollen. Auch jene sollten unterstützt werden, deren Eigentumstitel bisher nicht geklärt sind. Viele Bauern lehnen einen möglichen Verkauf ihres Landes kategorisch ab und zeigen wenig Vertrauen in die Versprechen der Regierung.

Bisher gab es landesweit 31 Demonstrationen gegen das Projekt. Laut Medienberichten schicken Eltern aus Protest gegen die erhöhte Militärpräsenz in den Regionen El Tule, San Carlos und Los Chiles ihre Kinder seit dem 9. Februar nicht mehr zur Schule. "Wir haben Angst, dass sie uns aus unseren Häusern und die Kinder aus den Schulen vertreiben und wir dann obdachlos werden", sagte Sequeira, ein Sprecher der Initiative.

 

Indes stellte Nicaraguas Minister für nationale Politiken, Paul Oquist, in Spanien bei einem Treffen der Nationalen Vereinigung der spanischen Arbeitgeberverbände (CEOE) den Interozeanischen Kanalbau als Chance für Investitionen vor. Er betonte besonders den Ausbau der Infrastruktur für Transport, Telekommunikation, Raffinerie sowie die Umstellung und Erweiterung im Energiesektor. Oquist hob hervor, dass der Kanalbau Arbeitsplätze im Bereich der Konstruktion eines logistischen Zentrums und der Freihandelszone mit dem Pazifik, sowie dem Ausbau des Tourismus und der Energieversorgung schaffe.

Der Vizepräsident der CEOE, Juan Pablo Lázaro, bewertet den Prozess der Industrialisierung in Nicaragua als Möglichkeit für die Entwicklung des Landes. "Die Wachstumszahlen zeigen einen Anstieg von vier Prozent, der auf Entwicklungen im Bau, der Forstwirtschaft, dem Fischfang, Minen, Hotels, Restaurants, Transport und Kommunikation zurückzuführen ist", so Lázaro.

Die Gesamtkosten des Kanalbaus werden auf 50 Milliarden US-Dollar geschätzt. Durch das Projekt sollen laut Regierung unmittelbar 50.000 und in der Phase des Betriebs rund 200.000 Arbeitsplätze entstehen und es soll in fünf Jahren fertig gestellt sein. Mit der Kapazität für Frachter mit bis zu 250.000 Tonnen würde der Nicaragua-Kanal die doppelte Kapazität der letzten Ausbaustufe des Panamakanals erreichen.

Foto: Demonstration in San José: "Nein zu den Chinesen - Raus - Nein zum Kanal" © amerika.de/facebook.com

(Dieser Artikel ist zuerst auf amerika21.de erschienen. Er wird im Rahmen einer Content-Partnerschaft auf epo.de publiziert.)

 


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