gfbv 200Göttingen. - Die Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Kambodschas Abschiebung von 36 Christen eines verfolgten indigenen Volkes nach Vietnam verurteilt. "Die zwangsweise Abschiebung der Ureinwohner ist eine grobe Verletzung der Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationen, da den Flüchtlingen in Vietnam akute Gefahr für Leib und Leben droht", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

Die GfbV appellierte an Außenminister Frank-Walter Steinmeier und an den Menschenrechtsbeauftragten im Auswärtigen Amt Christoph Strässer, sich für den Schutz der abgeschobenen Flüchtlinge einzusetzen. Denn Deutschland ist "strategischer Partner" Vietnams und einer der bedeutendsten Abnehmer vietnamesischen Kaffees, dessen Anbau in der Herkunftsregion der Flüchtlinge anhaltende Menschenrechtsverletzungen verursacht.

Die 36 Angehörigen des Volkes der Jarai aus dem zentralen Hochland Vietnams waren – wie erst vor kurzem bekannt wurde - Ende Februar im Distrikt Kon Mom in der kambodschanischen Provinz Ratanakiri festgenommen und unverzüglich nach Vietnam abgeschoben worden. In Gewahrsam genommen wurde auch ein Kambodschaner, der ebenfalls der ethnischen Gruppe der Jarai angehört. Er wird nach Angaben der GfbV beschuldigt, den Flüchtlingen Zuflucht gewährt und ihnen bei der Flucht in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh geholfen zu haben. "Wir sind sehr beunruhigt über den Exodus von indigenen Christen aus Vietnam. Seit Januar 2015 haben mindestens 70 vietnamesische Ureinwohner in Kambodscha Zuflucht gesucht", erklärte Delius. Nach Angaben eines Behörden-Sprechers waren am 24. Februar im Bezirk Lumphat bereits vier indigene Flüchtlinge aus Vietnam festgenommen und in ihre Heimat abgeschoben worden. Weitere fünf Ureinwohner waren am 13. Februar gewaltsam nach Vietnam überstellt worden.

Die rund 410.000 Jarai leben in Vietnam in den Provinzen Gia Lai, Kon Tum und Dak Lak im zentralen Bergland. Sie werden deshalb auch oft als "Montagnards", als Bergbewohner bezeichnet. Sie leiden unter einer doppelten Verfolgung als Christen und als Indigene, die für den Respekt ihrer Landrechte eintreten. Viele Jarai sind protestantische Christen oder gehören staatlich nicht anerkannten Hauskirchen an und werden massiv in ihrer Glaubensausübung eingeschränkt. So werden Gottesdienste verboten, Bibeln beschlagnahmt und verbrannt, Pastoren verhaftet, Messen gewaltsam von der Polizei aufgelöst, Gläubige festgenommen und Kirchen zerstört.

Verfolgt werden die Montagnards, laut GfbV aber auch wegen ihrer Proteste gegen den Raub ihres Landes. Die Ureinwohner verloren in den 90er-Jahren einen Großteil ihres Landes, auf dem nun Kaffee für den Export angebaut wird. Fast 20 Prozent dieser Kaffeeproduktion wurde im Jahr 2013 nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes nach Deutschland exportiert.

Kambodscha hat die Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationen im Jahr 1992 unterzeichnet. Sie verbietet ausdrücklich die Abschiebung von Flüchtlingen, wenn ihnen Gefahr für Leib und Leben droht. Doch tatsächlich gibt es trotz dieser völkerrechtlichen Verpflichtungen keinen Schutz für Asylsuchende in Kambodscha. So wurden 20 uigurische Flüchtlinge aus China im Dezember 2009 in ihre Heimat abgeschoben. Mehrere Angehörige dieser Gruppe wurden später in China zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Quelle: gfbv.de


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