Kolumbien ivan marquez 200Havanna. - Zum Abschluss der 35. Gesprächsrunde bei den Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) haben Vertreter der Guerilla die Weiterführung des seit Dezember gültigen einseitigen Waffenstillstands erklärt. Man behalte sich im Fall von Angriffen allerdings das Recht auf Selbstverteidigung vor. Erneut forderten sie die Regierung zu einer bilateralen Waffenruhe auf.

Es sei eine "produktive Runde" gewesen. Bei den Themen Wiedergutmachung für die Opfer des Konflikts und Deeskalation des Krieges sei man weitergekommen, sagte der Leiter der FARC-Delegation, Iván Márquez. Zugleich bestehe große Sorge wegen der jüngsten Konfrontationen im kolumbianischen Cauca, wo bei Gefechten zwischen Guerilla und Militär unlängst elf Soldaten ums Leben kamen und weitere verletzt wurden. Dies sei eine Tragödie, wieder seien Menschen aus dem Volk Opfer der Unverantwortlichkeit des Staates geworden.

Die staatliche Version dieser Ereignisse lautet, dass eine Gruppe Soldaten, die in der Gegend auf Patrouille war, sich am 14. April auf einem Sportgelände 50 Meter vom Ortskern des Dorfes La Esperanza in der Gemeinde Buenos Aires ausgeruht und vor dem Regen Schutz gesucht habe. Dort sei sie von Guerilleros "hinterhältig" beschossen worden. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hatte den FARC daraufhin einen Bruch der Waffenruhe vorgeworfen und die Wiederaufnahme der Bombardierungen von Guerillalagern angeordnet.

Die 300 Bewohner des Dorfes schilderten jedoch gegenüber Gesandten der Breiten Front für den Frieden, die zur Aufklärung der Geschehnisse vor Ort waren, dass die Soldaten das Gelände bereits seit dem 19. März besetzt hatten. Trotz mehrmaliger Aufforderungen seitens der Bevölkerung seien sie nur für einige Tage abgezogen, aber am 11. April zurückgekehrt, um dort – nur 50 Meter vom Ortskern – einen Militärstützpunkt einzurichten. Sie hätten "Befehl von oben", in diesem Guerillagebiet zu bleiben, hieß es zur Begründung. In der Nacht vom 14. April hätten dann Gefechte begonnen, die sieben Stunden andauerten. Weder habe es "einseitigen Beschuss" durch die FARC gegeben, noch habe es in der Nacht geregnet.

Unterdessen traf Santos mit der Regierungsdelegation zusammen, um über eine mögliche Fristsetzung für die Beendigung der Friedensgespräche zu beraten. Das Land verliere die Geduld, und die Guerilla müsse nun beweisen, dass sie wirklich den Frieden wolle, so der Präsident. Zuvor hatte der Leiter der Regierungsdelegation, Humberto de la Calle, in Havanna erklärt, die Regierung sei nicht bereit, endlos am Verhandlungstisch zu sitzen.

(Dieser Artikel ist zuerst auf amerika21.de erschienen. Er wird im Rahmen einer Content-Partnerschaft auf epo.de publiziert.)


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