Havanna. - Der 11. Kongress der kubanischen Kleinbauernvereinigung ANAP ist am Sonntag zu Ende gegangen. Die 695 Delegierten diskutierten in verschiedenen Arbeitsgruppen über Themen wie die steigenden Lebensmittelpreise und die Förderung der Produktion des Agrarsektors. Als nächster Schritt der Landwirtschaftsreform wurde auf dem dreitägigen Kongress eine deutliche Erhöhung der staatlichen Ankaufspreise angekündigt, die ab dem 1. Juni in Kraft tritt.

Die hohen Kosten für Nahrungsmittel bildeten das zentrale Thema bei den Debatten des Kongresses. Trotz gestiegener Produktion haben sich die Preise für Grundnahrungsmittel in Kuba in den vergangenen Jahren teilweise um zweistellige Prozentsätze erhöht. "Die Löhne sind heute die gleichen, aber die Preise steigen weiter an", erklärte ein Delegierter aus der Provinz Villa Clara. Als Ursache dafür wurden neben den privaten Zwischenhändlern auch fehlende Anreize zur Produktion genannt. Von den Delegierten wurde unter anderem vorgeschlagen, die Präsenz der Kooperativen auf den Bauernmärkten zu verstärken um Preisspekulationen durch Dritte zu verhindern.

Die hohen Preise für Inputgüter sowie die niedrigen Erlöse beim Verkauf der Mindestquote an den Staat wurden ebenfalls kritisiert. Landwirtschaftsminister Gustavo Rodríguez Rollero kündigte indes eine neue Preispolitik für die Landwirtschaft an, die bereits ab Juni in Kraft treten wird. Während die Preise für Saatgut, Düngemittel, Herbizide, Tiermedizin und andere Güter zwischen 40 und 60 Prozent reduziert werden, ist eine spürbare Erhöhung der staatlichen Ankaufpreise für die Produkte Reis, Kartoffeln, Tomaten, Fleisch, Kaffee und Kakao geplant. Für einen Zentner Reis wird der Staat ab dem dann 160 Peso bezahlen, ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem heutigen Abnahmepreis.

Rollero erklärte, dass sich sein Ministerium derzeit in einer Phase der Umstrukturierung befinde. "Alles was wir unternehmen ist zur Stärkung der Kooperativen gedacht, die die Seele des Agrarsektors bilden", sagte der Minister. Die produktive Basis der Genossenschaften müsse verbessert werden, damit sich die Lebensmittelpreise in Zukunft wieder reduzierten. Unlängst kündigte Kubas Regierung für dieses Jahr eine Reform der staatlichen CPA-Kooperativen an. Wirtschaftsminister Murillo erklärte, dass sich die heutigen Lebensmittelimporte in Höhe von über zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr um gut die Hälfte verringern ließen. Weitere Anreize zur Steigerung der Produktion würden untersucht.

Um die Lebensmittelproduktion anzukurbeln hat Kuba seit dem Jahr 2008 mehr als 1,7 Millionen Hektar Ackerland an über 200.000 Kleinbauern übergeben. Diese bewirtschaften inzwischen gut 27 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche und stellen mehr als die Hälfte der ANAP-Mitgliedschaft, die heute 378.000 kubanische Landwirte und Angehörige von Agrargenossenschaften vereinigt.

(Dieser Artikel ist zuerst auf amerika21.de erschienen. Er wird im Rahmen einer Content-Partnerschaft auf epo.de publiziert.)


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