Gefangene Herero in Deutsch-Südwest. Foto: Bundesarchiv

Berlin. - Die deutsche Bundesregierung verhandelt derzeit offenbar mit Namibia über eine Anerkennung des Genozids 1904-08. Das hat das Bündnis "Völkermord verjährt nicht!" am Donnerstag in Berlin berichtet. Das Bündnis will Anfang Juli einen Appell ("Völkermord ist Völkermord") an die Bundesregierung übergeben und plant Gedenkveranstaltungen mit einer Delegation der Opferverbände am 6./7. Juli in Berlin.

In ihren Antworten auf eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen zur deutschen Kolonialvergangenheit (BT Drucksache 18/5166) habe die Bundesregierung u.a. angegeben, dass sie sich in einem Dialog mit der namibischen Regierung befinde, der "erstmals auch die Suche nach einer gemeinsamen Haltung und einer gemeinsamen Sprache in Bezug auf den grausamen Kolonialkrieg der Jahre 1904 bis 1908" umfasse, so das Bündnis "Völkermord verjährt nicht!".

Die Bundesregierung reagiere damit auf den Druck der Öffentlichkeit, der sich nach den deutschen Forderungen zur Anerkennung des Genozids an den Armenierinnen und Armeniern von 1915 deutlich erhöht habe. Bereits im März 2015 war in verschieden deutschen Botschaften und in Berlin eine online-Petition der OvaHerero übergeben worden, die von Deutschland die Bereitschaft zu Reparationsleistungen forderte.

In einem aktuellen Appell fordern nun das Bündnis "Völkermord verjährt nicht!" und mehr als 150 ErstunterzeichnerInnen aus Politik und Wissenschaft, Kirche und Kultur, Black Community und NGOs den Bundespräsidenten, den Bundestag und die Bundesregierung dazu auf, zum 100. Jahrestages des Endes der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia am 9. Juli 2015 auch den Völkermord an den OvaHerero und Nama "endlich beim Namen zu nennen".

Der Aufruf "Völkermord ist Völkermord" drängt Deutschland außerdem zu einer offiziellen Bitte um Entschuldigung, zur Rückgabe der vielen für rassistische Forschungen geraubten menschlichen Überreste aus Afrika und zur direkten Einbeziehung der OvaHerero und Nama in die Verhandlungen über geeignete Versöhnungsmaßnahmen. Neben Entwicklungsministerin a.D. Wieczorek-Zeul, MdB Diaby (beide SPD), Wagenknecht und Movassat (Die LINKE) haben laut Bündnis der SPD-Schatzmeister Nietan, die Bundestags-Vizepräsidentin Roth (B90/Die Grünen) sowie die Fraktions- bzw. Parteivorsitzenden Gysi und Riexinger (Die LINKE) unterzeichnet.

Die Übergabe des Appells an den Bundespräsidenten und die Gedenkveranstaltungen sollen am 6. bzw. 7. Juli in Berlin erfolgen. Dazu werden in der Partnerstadt von Windhoek (Namibia) hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der namibischen Opferverbände erwartet, darunter OvaHerero Chief Adv. Vekuii Rukoro - Nachfolger von Paramount Chief Kuaima Riruako - und die Parlamentsabgeordnete und Namavertreterin Ida Hoffmann.

Foto: Gefangene Herero in Deutsch-Südwest (Bundesarchiv)

=> http://genocide-namibia.net

Quelle: www.berlin-postkolonial.de 


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