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Berlin. - In einer Weltwirtschaft, welche von großen Konzernen mit riesigen Produktions- und Einkaufsmengen dominiert wird, wird es für kleine Produzenten in Entwicklungs- und Schwellenländern zunehmend schwerer, am Weltmarkt teilzuhaben. Auch in der Bio- und Fair-Trade-Branche müssen kleine und mittelständische Unternehmen immer häufiger mit Massenproduktion unter lediglicher Einhaltung der Mindeststandards und Kostenoptimierung konkurrieren. Um kleine Produzenten sichtbarer zu machen und die lokale Wirtschaft zu stärken, haben Kleinbauern in Lateinamerika 2006 das Símbolo de Pequeños Productores (Siegel der Kleinproduzenten) nach ihren eigenen Fair-Trade-Kriterien geschaffen.

Jens Klein von der Fairhandelsgenossenschaft ETHIQUABLE erklärte: "Derzeit spielt sich im Fairen Handel meines Erachtens das ab, was die Bio-Szene schon vor Jahren erlebt hat: eine Ausdifferenzierung. Es gibt Anbieter, die gerade so die Mindeststandards erfüllen und teilweise auch nur ein paar gesiegelte Produkte in einem großen Sortiment konventioneller Waren anbieten. Andere wiederum betreiben Fairen Handel zwar aus Überzeugung, halten unabhängige Zertifizierungen jedoch für überflüssig. Wir bei ETHIQUABLE halten es jedoch für substanziell, uns auch als Überzeugungstäter mit einem reinen Bio-Fair-Sortiment unabhängig zertifizieren zu lassen. Unsere Kunden haben dadurch die Gewissheit, dass unser Handeln regelmäßig von Kontrolleuren geprüft wird."

Als deutscher Partner des französischen Fair-Trade-Marktführers ETHIQUABLE ist die Genossenschaft 2009 angetreten, um auf dem deutschen Markt flächendeckend Produkte anzubieten, die von Kleinbauern in Afrika, Asien und Lateinamerika nachhaltig angebaut werden. "Unser Sortiment wird derzeit bundesweit in mehr als 500 Geschäften verkauft und umfasst inzwischen etwa 50 Artikel, die allesamt fair gehandelt und ökologisch angebaut sind. Alle Produkte tragen entweder das Fairtrade-Siegel oder das Kleinproduzenten-Symbol SPP bzw. das Fair-Trade-Siegel des renommierten Bio-Zertifizierers Ecocert."

"ETHIQUABLES Ziel ist es, so viel Wertschöpfung wie möglich in den Herkunftsländern der Produkte zu ermöglichen," so Klein. Bespielsweise werden Bananen- und Kartoffelchips sowie Vollrohrzucker und Konfitüren direkt in Betrieben in Peru bzw. Ecuador produziert und abgepackt. Das fördert die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort und schafft zusätzliche Arbeitsplätze. Die Fair-Trade Produkte von ETHIQUABLE gibt es auch im epo Shop zu kaufen.

"WIR WOLLEN EINE ANDERE WIRTSCHAFT"

Eines der unabhängigen Siegel, die ETHIQUABLE nutzt, ist das sogenannte "Símbolo de Pequeños Productores" (SPP) des lateinamerikanischen Netzwerks der Kleinproduzenten des Fairen Handels FUNDEPPO (Fundación de Pequeños Productores Organizados).

SPP ist eine Initiative, die 2006 von Kleinbauern aus dem Süden gegründet wurde, um Kleinbauern und kleineren Produzenten eine Stimme zu verleihen und Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, zwischen Fairtrade-Massenproduktion und der Unterstützung von Kleinbetrieben zu unterscheiden.

"SPP möchte lokale Märkte stärken und eine andere Weltwirtschaft ermöglichen", erklärte Tessy Castellanos von "Símbolo de Pequeños Productores" (SPP) die Motivation hinter der Intiative. Castellanos Großvater war selbst Kleinbauer und baute Tomaten und Mais in Guatemala an. Sein Engagement für das Land und für die Verteidigung von Kleinbauern gegen die Ungerechtigkeiten der großen Plantagen ist es, was Castellanos am meisten wertschätzt. "Mich motiviert es, mit Kleinbauern zusammenzuarbeiten und dazu beizutragen, sie und ihre Arbeit sichtbar zu machen," sagte Castellanos. "Organisierte Kleinbauern wollen selbst bestimmen, von welchen Fair-Trade-Regeln sie am meisten profitieren. Durch SPP haben sie diese Möglichkeit."

GEGENGEWICHT ZUM DIKTAT DER GROSSEN KONZERNE

Die Notwendigkeit für ein Fair-Trade-Siegel wie SPP sei angesichts der Dominanz großer Agrarkonzerne und Freihandelsabkommen wie CETA und TTIP dringender als je zuvor. Laut SPP wurden die Perspektiven von Kleinbauern von Anfang an ignoriert, vor allem die Arbeit auf Plantagen. Das Siegel des Südens hingegen steht für den Einsatz für bessere Lebensbedingungen der Angestellten und eine starke lokale Wirtschaft in den einzelnen Gemeinden. Weiterhin soll es gute Arbeitsbedingungen und die Gesundheit der Arbeitnehmer schützen sowie Umweltschutz garantieren. SPP sichert den Produzenten einen Mindestpreis zu, der die Produktionskosten deckt und ein würdevolles Leben ermöglicht.

"Unsere Philosophie ist ebenso simpel wie überzeugend: Wenn Produzenten durch ihre Arbeit ein menschenwürdiges Leben führen können, haben sie auch die Möglichkeit, selbst die Verantwortung für ihre eigenen Entwicklungsprozesse zu übernehmen", so Castellanos.

Um sicher zu gehen, dass Produzenten gleichermaßen wie Konsumenten von dem Siegel profitieren, wurde die Organisation FUNDEPPO (Fundación de Pequeños Productores Organizados) gegründet. Diese arbeitet mit ausgebildeten Fachkräften, um unabhängige und regelmäßige Kontrollen der vorausgesetzten Standards zu garantieren.

VERBREITUNG DES SIMBOLO DE PEQUENOS PRODUCTORES

Bisher wird das SPP-Symbol in zwölf lateinamerikanischen Ländern und in Indonesien von insgesamt 59 Kleinbauernvereinigungen verwendet. Nach Angaben von SPP profitieren 68.000 Familien von dem Zusammenschluss.

Auf der Händlerseite gibt es bisher elf Käufer und vier Importeure, darunter auch ETHIQUABLE in Frankreich und Deutschland. Das SPP-Symbol kam vor vier Jahren auf den europäischen Markt und ist bisher vor allem in Frankreich bekannt.

SPP nutzt nationale und internationale Messen und Konferenzen um das Fair-Trade-Symbol des Südens zu verbreiten. Auch die Kleinbauern selbst sprechen mit Händlern und Konsumenten um ihr Symbol sichtbarer zu machen.

Die Fair-Trade Produkte von ETHIQUABLE gibt es auch im epo Shop zu kaufen.

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Foto: © ETHIQUABLE

Quellen: spp.coop | ethiquable.de


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