Wien. - Anlässlich des Welttags für Humanitäre Hilfe am 19. August fordert die österreichische Hilfsorganisation Jugend Eine Welt die raschestmögliche Einrichtung eines Globalen Fonds, um Bildungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen sicherzustellen. Zudem sollten internationale Geber einen höheren Anteil ihrer humanitären Hilfe für Bildungsmaßnahmen zweckwidmen.

Rund 30 Millionen Kinder und Jugendliche sind derzeit weltweit auf der Flucht – die höchste Anzahl seit dem zweiten Weltkrieg. Ihre Chancen auf Bildung und Ausbildung sind ebenso gefährdet wie die von Millionen Kindern in Konfliktregionen oder Ländern, die von Naturkatastrophen heimgesucht wurden. So hat das verheerende Erdbeben in Nepal im vergangenen April 53.000 Schulklassen unbenutzbar gemacht – die Mittel für den Wiederaufbau fehlen weitgehend. In Syrien ist nach mehr als vier Jahren Bürgerkrieg jede vierte Schule zerstört oder wird von Soldaten belagert, mindestens drei Millionen syrische Kinder können nicht zur Schule gehen.

Bildung in der humanitären Hilfe – beschämend unterfinanziert

Im krassen Gegensatz zu diesen dramatischen Zahlen stehen die Gelder, die im Rahmen der internationalen humanitären Hilfe im Bildungsbereich ausgegeben werden: 2014 waren das beschämende 1 Prozent der gesamten Nothilfe. „Es ist verständlich, dass unmittelbar nach einer Katastrophe zuerst für Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung gesorgt werden muss. Doch das rechtfertigt nicht, dass der Bereich Bildung völlig links liegen gelassen wird“, so Reinhard Heiserer, Vorsitzender von Jugend Eine Welt. „Humanitäre Hilfe muss Menschen, die so gut wie alles verloren haben, auch eine neue Perspektive für die Zukunft geben. Und für Kinder und Jugendliche, die nach einer Katastrophe oder während eines Konfliktes oft viele Jahre in Lagern oder Notunterkünften verbringen müssen, steht dabei Schulbildung bzw. ein geregelter Alltag an erster Stelle.“  Zudem sei Bildung essenziell, um Konflikten vorzubeugen und spiele eine wichtige Rolle, um junge Menschen vor der Rekrutierung durch extremistische Gruppierungen zu schützen.

Österreich: Jugendliche Flüchtlinge haben ein Recht auf Bildung

In wenigen Wochen beginnt in Österreich die Schule – doch das soeben beschlossene Verfassungsgesetz, das Gemeinden verpflichtet, mindestens 1,5 Prozent Flüchtlinge in Bezug auf ihre Wohnbevölkerung aufzunehmen, wird erst mit 1. Oktober in Kraft treten. Reinhard Heiserer: „Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand der Verantwortlichen: Die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien mit schulpflichtigen Kindern bzw. von unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen muss jetzt höchste Priorität haben und sollte noch vor Schulbeginn erfolgen. Dabei muss der Zugang zu grundlegender Schulbildung ebenso sichergestellt werden wie geeignete Maßnahmen zum Spracherwerb, weiterführende Ausbildung und Bildungsangebote, die eine gute Integration und das Kennenlernen österreichischer Jugendlicher ermöglichen.“  Ein besonderes Augenmerk müsse auf nicht mehr schulpflichtige Jugendliche gelegt werden, die über keinen Schulabschluss verfügen. „Viele dieser jungen Menschen haben ihre Schulausbildung aufgrund von Krieg und Vertreibung abbrechen müssen. Für sie wären speziell abgestimmte Bildungsangebote besonders wichtig - sie sollten die Chance erhalten, ihren Schulabschluss nachzuholen.“  Als Mitträger des Don Bosco Flüchtlingswerkes unterstützt Jugend Eine Welt zudem die Forderung nach einem bundesweiten Bildungskonzept für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und die Zielgruppe 18plus.

Don Bosco: Bildung überwindet Armut

Für mehrere Don Bosco Bildungsprojekte im humanitären Kontext bittet Jugend Eine Welt dringend um Spenden: So sollen in einer vom Erdbeben besonders schwer getroffenen Region in Nepal mehrere Schulen wiederaufgebaut werden. Im Flüchtlingslager Kakuma in Kenia ist der Ausbau des völlig überlasteten Berufsausbildungszentrums geplant. Und in Gambela, einer armen Region in Äthiopien, die Zufluchtsort für zahlreiche Flüchtlinge aus den Nachbarländern ist, wird hunderten benachteiligten Kindern der Schulbesuch ermöglicht.


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.