klimamessturm atto amazonas 200Mainz. - Mitten im brasilianischen Regenwald, rund 150 Kilometer nordöstlich von Manaus, wird nach einem Jahr Bauzeit am Samstag (22. August) das Amazonian Tall Tower Observatory (ATTO) eingeweiht. Der 325 Meter hohe Klimamessturm ist ein deutsch-brasilianisches Gemeinschaftsprojekt, an dem das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, das Max-Planck-Institut für Biogeochemie, das brasilianische Bundesinstitut für Amazonasforschung INPA (Instituto Nacional de Pesquisas da Amazônia) und die Universität des Staates Amazonas UEA (Universidade do Estado do Amazonas) beteiligt sind.

Zur Einweihung des ATTO reisen neben Vertretern der Wissenschaftsorganisationen auch der brasilianische Wissenschaftsminister Aldo Rebelo, der Gouverneur des Bundesstaates Amazonas, José Melo, sowie Vertreter der deutschen Botschaft in Brasilien an.

Hoch über den Wipfeln der Urwaldbäume werden moderne Messgeräte täglich Daten über Treibhausgase, Aerosolpartikel, Wolkeneigenschaften, Grenzschichtprozesse und den Transport von Luftmassen sammeln. "Mit ATTO erreichen wir einen Meilenstein in der Erforschung des Erdsystems. Alle Daten, die wir an diesem neuen Messturm generieren, fließen in Modelle zur Vorhersage der Klimaentwicklung ein", erklärt Ferdi Schüth, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft. Damit, so betont Schüth, werden die ATTO-Messergebnisse künftig auch der Politik helfen, um umweltpolitische Regelungen und globale Klimaziele weiterzuentwickeln.

"Mit ATTO haben wir ein weltweit einzigartiges Referenzlabor für die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen tropischen Regenwäldern und der Atmosphäre geschaffen. Mithilfe der Daten werden wir einen großen Fortschritt bei der Darstellung der tropischen Regenwälder in meteorologischen sowie Erdsystemmodellen erreichen. Es wird zukünftig möglich sein, viel detaillierte Wettervorhersagen und Klimaprognosen zu erstellen", sagt INPA-Wissenschaftler Antonio Manzi, der brasilianische Koordinator des ATTO Projekts.

"Wir haben uns für den Standort im brasilianischen Regenwald entschieden, da er weitestgehend abseits menschlicher Einflüsse gelegen ist und uns somit relativ unverfälschte Daten gewährleistet", so Meinrat O. Andreae, Direktor der Abteilung Biogeochemie am Max-Planck-Institut für Chemie, der Institution, die den deutschen Anteil des gemeinsamen Projekts koordiniert. Des Weiteren ermögliche es ATTO den Wissenschaftlern ab sofort, ihre Messungen in höheren Luftschichten und kontinuierlicher als bisher durchzuführen, so dass verlässlichere Aussagen über die Entwicklung unserer Atmosphäre zu erwarten sind.

Von der Spitze des Messturms aus können die Forscher zudem nachvollziehen, welche Veränderungen große Waldgebiete in Luftmassen auslösen, die den Regenwald überqueren. Aus der Analyse dieser Wechselwirkungen wollen sie wichtige Rückschlüsse über die Bedeutung des Regenwaldes auf die Chemie und Physik der Atmosphäre gewinnen.

Noch sind die Wissenschaftler vor Ort damit beschäftigt, Messgeräte auf dem Turm zu installieren. Doch bald werden die ersten Daten gesammelt und ausgewertet. Konkretes Ziel der Wissenschaftler ist es zunächst, die Quellen und Senken von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid besser zu verstehen. "Bisher wissen wir nur unzureichend, welche Rolle der Urwald bei der Bildung von Aerosolpartikeln und somit der Wolkenbildung spielt. Es wartet somit eine ganze Palette von Geheimnissen darauf, mithilfe unseres neuen Messturms aufgedeckt zu werden", fasst Jürgen Kesselmeier, Projektkoordinator der Max-Planck-Gesellschaft, die zahlreichen Hoffnungen, die auf ATTO liegen, zusammen.

Luiz R. França, der Direktor des brasilianischen Nationalen Institut für Amazonasforschung (INPA), ergänzt: "Dieses faszinierende Joint Venture ist ein klares Beispiel dafür, wie zwei Staaten, die auf verschiedenen Kontinenten liegen, für eine große Aufgabe erfolgreich zusammenarbeiten. Definitiv wird unser Wissen über die Amazonas-Region und die Erde nicht die gleiche sein, nachdem dieses herrliche und imposante Unternehmen vollständig in Betrieb ist."

Die Kosten von rund 8,4 Millionen Euro für den ATTO-Bau und die ersten fünf Betriebsjahre teilen sich Deutschland und Brasilien. Gefördert wird das Projekt auf deutscher Seite durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie von brasilianischer Seite durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation und der Regierung des Bundesstaates Amazonas.

Foto: Der 325 Meter hohe ATTO-Turm im brasilianischen Amazonas-Regenwald © Jürgen Kesselmeier/MPI für Chemie

Quelle: www.mpic.de 


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