OxfamBerlin (epo). - Die Hilfsorganisation Oxfam Deutschland, der World Wide Fund for Nature (WWF) Deutschland und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) haben anlässlich der Sitzung des Rates der EU-Agrarminister in dieser Woche ein Positionspapier zur Zuckerreform vorgelegt. Darin fordern die NRO flankierende Maßnahmen, um die Folgen der Reform für arme Entwicklungsländer zu mindern.

In dieser Woche wird der Rat der EU-Agrarminister über die Reformvorschläge der Europäischen Kommission zur Zuckermarktreform beraten und sie "aller Voraussicht nach verabschieden", so die NRO. In dem Positionspapier von Oxfam, WWF und EED werde der generelle Reformbedarf für die Zuckerindustrie nicht angezweifelt, "aber das Papier weist darauf hin, dass Europa die ehemaligen Kolonien nicht im Regen stehen lassen kann, nachdem es von ihnen über viele Jahrzehnte Zuckerrohr mit Abnahmegarantien bezogen hat", heißt es in einer Erklärung der Organisationen.

Es geht den drei Organisationen vor allem um flankierende Maßnahmen in den zuckerabhängigen Entwicklungsländern, die bisher zugesicherte Lieferrechte an die EU haben, sowie in den ärmsten Länder, die künftig Zucker nach Europa liefern könnten. "Diese sind die eigentlichen Verlierer der Zuckermarktreform. Während bei den europäischen Fabriken und Rübenbauern die drastischen Preissenkungen mit Umstrukturierungshilfen und Ausgleichszahlungen abgefedert werden, gehen die Entwicklungsländer fast leer aus."

Um die Einbußen dieser Länder möglichst gering zu halten, müssten die bisher vorgeschlagenen Preiskürzungen moderater ausfallen, fordern die NRO. "Außerdem brauchen die betroffenen Länder Ausgleichszahlungen, die ihre Verluste abschwächen", so Marita Wiggerthale von Oxfam Deutschland.

Tanja Dräger de Teran von WWF forderte einen nachhaltigen Welthandel mit Zucker. "Ökologische und soziale Standards sind im internationalen Handel nur mit Hilfe von Anreizen durchzusetzen. Deshalb ist die finanzielle Unterstützung ein gutes Instrument, um Raubbau an Mensch und Natur zu vermeiden. Gleichzeitig müssen die Zahlungen aber an Bedingungen gekoppelt werden, die eine nachhaltige Entwicklung der Zuckerwirtschaft beziehungsweise einen nachhaltigen Anbau alternativer Kulturpflanzen und deren Weiterverarbeitung gewährleisten."

In ihrem Positionspapier greifen die drei Organisationen die Vorwürfe der hiesigen Zuckererzeuger auf, die im vermehrten Welthandel nur zusätzliche Ausbeutung auf den Zuckerrohrplantagen in den Tropen befürchten. Allerdings stellen sie auch klar, "dass die EU mit ihrem Zucker nichts mehr auf den Weltmärkten zu suchen hat".

"Wer das Recht in Anspruch nimmt, seine eigenen Bauern zu schützen, darf nicht die Weltmärkte erobern wollen", sagte Rudolf Buntzel, Beauftragter für Welternährungsfragen beim EED. "Die zusätzliche Subventionierung der europäischen Zuckerbauern schadet den Ländern, die sich keine Subventionen leisten können. Es ist ein Skandal, dass sich die EU in ihren Vorschlägen nicht dazu verpflichtet, zukünftig keine Dumpingpraktiken mehr anzuwenden."

Das Positionspapier " Aktualisierte Forderungen zur Reform der Zuckermarktordnung im Rahmen der EU-Kommissionsvorschläge" ist unter http://www.oxfam.de/download/Zuckerforderungen_dt.pdf abrufbar.

? Oxfam Deutschland
? WWF Deutschland
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