aerzte ohne grenzenBerlin. - In der belagerten Stadt Madaja in Syrien sind in dem von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Gesundheitszentrum seit Anfang Dezember 23 Menschen verhungert. Etwa 20.000 Einwohner seien durch die Belagerung durch syrische Regierungstruppen von lebenswichtiger Versorgung abgeschnitten, teilte die Hilfsorganisation am Freitag in Berlin mit.

Ärzte ohne Grenzen begrüßte Berichte, nach denen die syrische Regierung Lebensmitteltransporte in das Gebiet erlauben will, drängt jedoch auch auf eine sofortige Versorgung mit lebensrettenden Medikamenten. Die internationale Hilfsorganisation fordert zudem, die medizinische Evakuierung von Kranken zu erlauben.

Von den 23 Toten sind Ärzte ohne Grenzen zufolge sechs Babys unter einem Jahr und fünf Personen über 60 Jahren. Die übrigen zwölf Verstorbenen waren zwischen fünf und 60 Jahren alt. Dies zeige, dass alle Altersgruppen und beide Geschlechter vom Hungertod betroffen sind - ein alarmierendes Zeichen für die Patienten, die derzeit behandelt werden, sowie für alle Bewohner, die seit Monaten kaum etwas zu essen haben.

"Madaja ist ein Beispiel dafür, welche Folgen eine Belagerung als militärische Strategie hat", sagte Brice de le Vingne, Leiter der Programmabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Brüssel, von wo aus Projekte in Syrien koordiniert werden. "Seit der Belagerungszustand der Stadt verschärft wurde, haben die Ärzte, die wir dort unterstützen, kaum noch Medikamente. Die Zahl der hungernden und kranken Patienten steigt indes immer weiter. Ärzte greifen auf medizinischen Sirup zurück, um schwer mangelernährte Kinder zu füttern, weil dieser die einzige zur Verfügung stehende Zucker- und Energiequelle ist. So verbrauchen sie jedoch die wenigen noch vorhandenen Medikamentenvorräte noch schneller. Um zu verhindern, dass sich die katastrophale Lage in Madaja weiter zuspitzt, müssen neben der Verteilung von Nahrungsmitteln die Vorräte an Medikamenten dringend aufgestockt und kranke Patienten sofort evakuiert werden."

Syrische Regierungstruppen belagern die Stadt Madaja nahe der Grenze zum Libanon seit Juli 2015. Am 18. Oktober habe es eine einmalige Lebensmittelverteilung gegeben, so Ärzte ohne Grenzen, seitdem bestehe eine totale Blockade. Madaja sei das Extrembeispiel einer Belagerung, wie es sie in vielen Teilen Syriens gebe und die sowohl von der syrischen Regierung als auch von der bewaffneten Opposition als Militärstrategie eingesetzt werde. Ärzte ohne Grenzen fürchtet, dass es in weiteren belagerten Gebieten zu ähnlichen Situationen kommen könnte. Die Organisation unterstützt seit August 2015 medizinische Einrichtungen sowie eine Stelle zur Verteilung von Nahrungsmitteln in Madaja.

"Madaja ist ein Freiluftgefängnis für rund 20.000 Menschen, darunter Säuglinge, Kinder und Ältere. Es gibt keinen Weg hinein oder hinaus, die Bewohner sind dem Tod geweiht", sagte de le Vingne. "Die Mediziner, die wir unterstützen, haben uns von Menschen berichtet, die von Kugeln und Landminen verwundet oder getötet wurden, als sie versuchten, die Stadt zu verlassen. Die Lage ist so verzweifelt, dass es am Mittwoch bei der Ausgabe der allerletzten verfügbaren Lebensmittel, die eigentlich für die schwächsten Personen gedacht waren, an der von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Verteilungsstation zu Ausschreitungen gekommen ist."

Ärzte ohne Grenzen ist auch um das medizinische Personal in Madaja besorgt, das unter untragbaren Bedingungen arbeite. Die Nahrungsmittelengpässe verschärften die ohnehin große medizinische Not. Die Helfer brauchten dringend Nachschub an lebenswichtigen Medikamenten.

In der bergigen Region Madajas liegen die Temperaturen zurzeit unter dem Gefrierpunkt. Kranke können sich in dieser Kälte schlechter erholen. "Hilfslieferungen müssen unbedingt auch Heizöl enthalten, auch da die Menschen auf der Suche nach Feuerholz in der Umgebung riskieren, erschossen zu werden oder auf eine Landmine zu treten", fordert Ärzte ohne Grenzen.

Quelle: www.aerzte-ohne-grenzen.de 


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