gfbv 200Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Donnerstag eine Verstärkung der humanitären Hilfe für Flüchtlinge in Darfur im Sudan gefordert. Die Vereinten Nationen hatten am Mittwoch alarmierende neue Zahlen zu Flucht und Vertreibung im Westen des Sudans veröffentlicht.

Demzufolge mussten seit Mitte Januar 2016 mindestens 87.000 Menschen vor neuen Militärangriffen aus dem Jebel Marra-Bergmassiv (Provinz Nord-Darfur) flüchten.  "Dieser erneute Exodus von Frauen und Kindern aus dem Jebel Marra wird die Flüchtlingskrise in Darfur weiter verschärfen. Denn seit Monaten klagen Hilfsorganisationen bereits über eine deutlich nachlassende Bereitschaft der internationalen Staatengemeinschaft, humanitäre Hilfe für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Darfur zur Verfügung zu stellen. Humanitäre Organisationen mussten deshalb bereits ihre Versorgung von Flüchtlingen in der Krisenregion einschränken", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

"Darfur droht zum Opfer der weltweiten Flüchtlingskrise zu werden", warnte Delius.  In Europa und den USA, wo noch vor zehn Jahren der Darfur-Konflikt in aller Munde war, hat die weltweite Flüchtlingskrise die Aufmerksamkeit von der Tragödie im Westen des Sudan abgelenkt. Zugleich bemühen sich die EU und die USA nach Einschätzung der GfbV um ein besseres Verhältnis zu der Regierung des Sudan, deren Mithilfe man sich erwünscht, um im Rahmen des "Khartum-Prozesses" die Flucht zehntausender Afrikaner nach Europa einzudämmen. Die EU-Kommission versprach dem Sudan erst Mitte Februar für entsprechende Projekte 100 Millionen Euro. Auch die USA bemühen sich eine Verbesserung ihrer Beziehungen zu Khartum, nicht zuletzt weil sudanesische Soldaten an der Seite Saudi-Arabiens im Jemen gegen Rebellen kämpfen.

Mindestens 47 Dörfer im Jebel Marra-Bergmassiv wurden laut GfbV im Rahmen einer Militäroffensive seit dem 15. Januar 2016 von der sudanesischen Luftwaffe und von Bodentruppen bombardiert und zerstört. Die aus den Siedlungen fliehende Zivilbevölkerung wurde sogar noch auf der Flucht von regierungstreuen Milizen erpresst und ausgeraubt. Tausende weitere Flüchtlinge aus dem Bergmassiv werden von den Vereinten Nationen in der Provinz Zentral-Darfur vermutet. Doch bislang gibt es für humanitäre Helfer keinen Zugang zu der Region, so dass auch nicht die genaue Zahl der Not Leidenden geklärt werden kann, berichtete die GfbV.

Am Freitag jährt sich zum 13. Mal der Beginn der Krise in Darfur. Am 26. Februar 2003 hatten Rebellen der Darfur Liberation Front ein Armee-Camp im Jebel Marra-Bergmassiv angegriffen. Mindestens 1,7 Millionen Darfuris sind seither im eigenen Land auf der Flucht. Weitere 300.000 Flüchtlinge leben im Nachbarland Tschad.

Quelle: gfbv.de


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