Berlin. - Ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Nepal haben die Hilfsorganisationen CBM und MISEREOR am Donnerstag Bilanz gezogen. Es sind noch immer etwa 400.000 Menschen auf Nothilfe angewiesen. Etwa 3,3 Millionen Menschen leben in Notunterkünften oder selbstgebauten Hütten aus Plastik und Wellblech und konnten bisher nicht wieder in ihre ursprünglichen Häuser zurückkehren. Erst in den vergangenen Tagen hat die Regierung in Kathmandu die endgültige Erlaubnis zum Wiederaufbau zerstörter Häuser und Dörfer gegeben.

Die Nationale Wiederaufbaubehörde veröffentlichte entsprechende Richtlinien für Nichtregierungsorganisationen,  die auch für Partner von MISEREOR und CBM gelten. Hinzu kam, dass durch eine Blockade der Grenze nach Indien, die sich seit dem Sommer vergangenen Jahres bis zum Februar hinzog, die Versorgungslage in Nepal dramatisch schlecht war.

Gemeinsam mit lokalen Partnern konnte CBM innerhalb eines Jahres rund 25.000 Erdbebenopfern helfen und ihnen den Weg zurück in den Alltag erleichtern.

Direkt nach dem Erdbeben legte die CBM den Schwerpunkt darauf, die Bevölkerung so schnell wie möglich medizinisch zu versorgen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort haben seit Ende April 2015 circa 18.000 Menschen in den medizinischen Außenstellen untersucht. Denn nur durch die umgehende Behandlung der Verletzten, gefolgt von entsprechenden Rehabilitationsmaßnahmen, können langfristige Behinderungen vermieden werden.

Doch die Naturkatastrophe hat nicht nur körperliche Wunden hinterlassen: Die schrecklichen Erlebnisse, der Verlust geliebter Menschen und die Zukunftsangst haben viele Menschen traumatisiert. Manche sind geradezu gelähmt und schaffen es nicht mehr, ihren Alltag zu bewältigen. Deswegen gehört auch die psychologische Betreuung der Überlebenden zur Arbeit der CBM.

Für den Wiederaufbau waren innenpolitische Konflikte und außenpolitische Spannungen ein großes Hindernis.

"Hauptproblem war ein Mangel an Benzin und Diesel", erläuterte Christine Kögel, Länderreferentin für Nepal bei MISEREOR. "Keines der Güter wie Treibstoff, Gas, Medikamente oder Baumaterialien, die über längere Strecken transportiert werden mussten, konnte seit August 2015 im erforderlichen Maße an die Orte gebracht werden, an denen es benötigt wurde." Spannungen mit Indien verursachten den Versorgungsengpass. Die Grenzblockade war durch Proteste  gegen die neue Landesverfassung ausgelöst worden, die unter anderem eine Aufteilung Nepals in sieben Föderalstaaten vorsieht. Der Warenverkehr kommt jetzt allmählich wieder in Gang.

WIEDERAUFBAU KANN BEGINNEN

 "Es ist an der Zeit, mit dem Wiederaufbau endlich zu beginnen", sagte Kögel. Die MISEREOR-Partnerorganisationen wie Lumanti oder Caritas Nepal stünden in den Startlöchern, alle Pläne seien gemeinsam mit den Betroffenen ausgearbeitet worden. Unterstützt wurden sie dabei von einem Architektenteam aus Thailand und Indien, das viel Erfahrung im Wiederaufbau nach Naturkatastrophen mitbringt. 

Insgesamt hat MISEREOR zur Unterstützung von Erdbebenopfern in Nepal bislang fast 3,3 Millionen Euro bewilligt. Ein Teil des Geldes wurde neben einem Projekt zur Wiederherstellung lokaler Radiostationen, die für Menschen in ländlichen und bergigen Regionen eine wichtige und zeitnahe Informationsquelle sind, für Soforthilfemaßnahmen eingesetzt. Dazu gehörte etwa die Versorgung von Kindern, alten Menschen, Menschen mit Behinderung sowie schwangeren und stillenden Müttern oder aber die Bereitstellung von Wellblech, Nahrungsmitteln und Saatgut.

Ebenso wurden mit dem Geld medizinische und psychologische Betreuung und die Wiederaufnahme von Schulunterricht finanziert. Nachdem viele Betroffene erst regnerische Monate und dann einen kalten Winter in Notbehausungen überstehen mussten, ist es jetzt höchste Zeit, den Wiederaufbau schnell und gleichzeitig nachhaltig umzusetzen.

Von diesem sollen in einem ersten Schritt etwa 900 Haushalte profitieren. "Dazu ist es unbedingt notwendig, dass Häuser erdbebensicher neu gebaut oder umgebaut und repariert werden, denn weitere Beben sind in Nepal zu jeder Zeit wieder möglich", betonte Kögel. MISEREOR und seine Partnerorganisationen legten großen Wert darauf, "dass die Menschen in Planungs- und Umsetzungsprozesse von vornherein eingebunden sind und selbst Verantwortung übernehmen sowie eine gewisse Eigenleistung erbringen". Generell erhalten Betroffene  von MISEREOR nur einen Zuschuss für einen Teil der vorgesehenen Maßnahmen sowie fachliche Unterstützung.

Quelle: misereor.de / cbm.de


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