uni frankfurtFrankfurt. - Der illegale Handel mit den Produkten bedrohter Tierarten hat besorgniserregend zugenommen. Forscher der Goethe-Universität in Frankfurt am Main haben nun zusammen mit einem internationalen Team die Messung von Isotopenverhältnissen in Gewebeproben von Elefantenstoßzähnen und den Schuppen von Reptilien verbessert. So wollen sie Wilddieben und ihren Handelsrouten auf die Spur kommen.

Elfenbein ist vor allem auf dem asiatischen Markt gefragt – mit drastischen Folgen für den weltweiten Elefantenbestand. "Im Selous- Wildreservat, einem inzwischen als gefährdet betrachteten UNESCO- Weltnaturerbe im südlichen Tansania, hat der Bestand in den letzten 35 Jahren von über 80.000 auf etwa 13.000 Tiere abgenommen", berichtet Dr. Christof Schenck von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, der das Reservat vor kurzem mit einer deutsch-tansanischen Ministerdelegation besucht hat. Afrikaweit fallen jährlich geschätzte 15.000 Elefanten der Wilderei zum Opfer. Doch auch einige Reptilienarten sind in ihrer Existenz bedroht. Reptilien werden vor allem für die Lederwarenindustrie und den internationalen Terrarienhandel wild gesammelt, anstatt sie aus Nachzuchten zu gewinnen.

Forscher um Prof. Bruno Streit von der Goethe-Universität haben in Zusammenarbeit mit dem WWF Deutschland, dem Kölner Zoo und internationalen Forschungsinstitutionen die quantitative Messung von Isotopenverhältnissen in Gewebeproben so verfeinert, dass sie als Instrument für den Artenschutz verwendbar ist. Die Isotope eines Elements unterscheiden sich durch ihre atomare Masse. So hat der Atomkern von Kohlenstoff immer sechs Protonen, die Zahl der Neutronen kann aber zwischen sechs und acht liegen. Die Häufigkeit der Kohlenstoff- und anderer Isotope unterliegt regionalen Unterschieden, weshalb man sie verwenden kann, um die Herkunft biologischer Proben zu bestimmen.

Dank der Finanzierung durch das Bundesumweltministerium über das Bundesamt für Naturschutz konnten die Forscher in Kooperation mit dem WWF Deutschland in europäischen Museen und in afrikanischen Staaten über 600 Elfenbeinproben sammeln. Zwar haben einige afrikanische Länder keine Proben geliefert, doch über die europäische Trophäenjägerschaft gelangten die Forscher an Material von bekannter Herkunft. Der Aufbau einer geobasierten Referenzdatenbank ermöglichte es ihnen, Isotopensignaturen zu vergleichen. Zusätzlich verwendeten sie eine Teststatistik, um das wahrscheinliche Herkunftsgebiet einer unbekannten Probe zu bestimmen. In einem Blindtest konnten 50 Prozent aller Elfenbeinproben mit einer Genauigkeit von 380 Kilometern ihrer tatsächlichen Herkunftsregion in Afrika zugeordnet werden.

"Die räumliche Unschärfe erscheint groß, doch Elefanten haben mitunter Streifgebiete von mehreren Tausend Quadratkilometern", betont Prof. Streit, "und für den Artenschutzvollzug ist es auch wichtig zu wissen, von wo beschlagnahmtes Material nicht herkommt". Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Biological Conservation veröffentlicht.

Die Isotopenmethode lässt sich auch bei manchen Reptilienarten anwenden. Hierbei werden die Schuppen untersucht. Oft gelangen Wildtiere als angebliche "Nachzuchten" in den internationalen Lebendhandel. Beispielhaft haben die Forscher die in China und Vietnam heimische Krokodilschwanzechse Shinisaurus crocodilurus untersucht. Sie ist durch illegalen Handel und die gleichzeitige Zerstörung ihres Lebensraums sehr selten geworden. Wie die Forscher berichten, konnten sie anhand vietnamesischen Materials unterschiedliche Isotopensignaturen von Echsen aus der Wildnis und von in Gefangenschaft gehaltenen Exemplaren nachweisen. "Unter den quasi-kontrollierten Fütterungsbedingungen von Tieren aus Züchtungen sind die Isotopenbereiche enger und Isotopenmuster homogener als bei Wildpopulationen", erklärt Prof. Streit. Auf der Basis dieses Ergebnisses lässt sich eine Datei von Nachzuchteinrichtungen entwickeln, mit der Individuen zweifelhafter Herkunft abgeglichen werden können.

Die Forscher sind zuversichtlich, dass solche Isotopenverfahren zunehmend im Artenschutz Anwendung finden werden. Das Verfahren wird teilweise schon zur Herkunftsbestimmung beschlagnahmter Elefantenstoßzähne angewendet. Der Handel mit Reptilien aus falsch deklarierten Nachzuchten wird auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) im Herbst 2016 ein Schwerpunkt der Verhandlungen sein. "Da kommt unsere verfeinerte Methode zur rechten Zeit, um der internationalen Staatengemeinschaft ein wirksames Artenschutzinstrument an die Hand zu geben", so Streit.

Quelle: www.uni-frankfurt.de 


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