gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den Behörden Mauretaniens vorgeworfen, die Anti-Sklaverei-Organisation IRA-Mauritanie systematisch zu zerschlagen. "17 führende Vertreter der Menschenrechtsorganisation wurden seit dem 30. Juni 2016 festgenommen, 14 von ihnen befinden sich noch immer in Haft und gegen sie werden Strafprozesse vorbereitet", berichtete GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

In einem Schreiben an EU-Entwicklungskommissar Neven Mimica forderte die Menschenrechtsorganisation: "Die EU muss jetzt reagieren und mit einem klaren Signal für den Schutz der Menschenrechtsverteidiger eintreten. Jede neue Entwicklungskooperation mit Mauretanien sollte von einer Freilassung der inhaftierten Menschenrechtler abhängig gemacht werden."

Der Verbleib der 14 noch inhaftierten Sklaverei-Kritiker ist ungeklärt. "Wir sind in ernster Sorge um das Leben und die Gesundheit dieser Menschenrechtler. Denn die Mobilisierung einer umfangreichen Sonderkommission der Polizei lässt befürchten, dass die unbequemen Sklaverei-Kritiker für immer zum Schweigen gebracht werden sollen", sagte Delius.

Zuletzt waren am vergangenen Wochenende mit Mohamed Ould Datti, Lo Ousmane, Dah Ould Boushab, Ousmane Anne und Abou Abdallahi Diop noch einmal fünf führende Repräsentanten der IRA-Mauritanie festgenommen und nur einer von ihnen später wieder freigelassen worden.

Auslöser der Verhaftungswelle waren laut GfbV Proteste ehemaliger Sklaven gegen die Zwangsräumung ihrer Häuser in einem Armenviertel. Die Behörden machen die IRA für die teilweise auch gewaltsame Demonstration verantwortlich und ermitteln wegen Landfriedensbruch, Widerstands gegen die Staatsgewalt und Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation. Die Menschenrechtler weisen jede Verantwortung für die Gewalt zurück und werfen den Behörden vor, nur einen Vorwand zur Kriminalisierung der Menschenrechtler zu suchen.

Mit den willkürlichen Festnahmen führender Vertreter der IRA-Mauritanie spitzt sich der seit Jahren andauernde Konflikt zwischen der bedeutendsten Anti-Sklaverei-Organisation des Landes und der Regierung weiter zu. Seit sechs Jahren verweigerten die Behörden der 2008 gegründeten IRA die Anerkennung als Nichtregierungsorganisation, so die GfbV. Der IRA-Präsident und Träger des Weimarer Menschenrechtspreises Biram Dah Abeid sei erst im Mai 2016 nach 555 Tagen Haft freigekommen. Biram hält sich zurzeit in den USA auf, da seine Organisation vom US-Außenministerium mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Es ist bereits die sechste internationale Auszeichnung, die die IRA für ihren Kampf gegen Sklaverei erhielt.

Quelle: www.gfbv.de 


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