hrw logo 200New York. - Afghanische Sicherheitskräfte nutzen zunehmend Schulen als Stützpunkte, wenn sie in von den Taliban dominierten Gebieten Militäroperationen durchführen. Damit gefährden sie Kinder und nehmen Tausenden ihre Bildungsmöglichkeiten, so Human Rights Watch in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Die afghanische Regierung soll dringend Maßnahmen ergreifen, um die militärische Nutzung von Schulen zu begrenzen.

 Der 45-seitige Bericht "Education on the Front Lines: Military Use of Schools in Afghanistan’s Baghlan Province" dokumentiert, dass staatliche Sicherheitskräfte und die Taliban in der nordöstlichen Provinz Baglan Schulen besetzen und anderweitig militärisch nutzen. Er basiert auf Interviews mit mehr als 200 Schuldirektoren, Lehrern und Verwaltungsangestellten sowie mit Familien aus der Provinz, die vom Konflikt betroffen sind. Überall in Afghanistan befinden sich immer mehr Schulbezirke im Kreuzfeuer des bewaffneten Konflikts. Viele Schüler riskieren ihr Leben, wenn sie Schulen besuchen, die von Soldaten genutzt werden und daher als militärische Ziele klassifiziert werden können. Andere können ihre Schulbildung nicht fortsetzen, bis sie eine alternative Einrichtung finden.

"Nicht nur die Taliban gefährden die Bildungsmöglichkeiten afghanischer Kinder, sondern auch Regierungskräfte, die Schulen besetzen", so Patricia Gossman, Afghanistan-Expertin. "Die Kinder werden ausgerechnet von den Kräften in Gefahr gebracht, die sie schützen sollen."

Jahrzehntelange, hartnäckige Konflikte haben das afghanische Schulwesen massiv beschädigt. Ganze Generationen hatten keine Bildungschancen. Seit Ende des Jahres 2001 konzentrieren sich viele Geberländer darauf, die zerstörte Schulinfrastruktur wieder aufzubauen. Ausländische Geldgeber haben massiv in Bildung investiert. Sie haben Schulen aufgebaut, die Ausbildung von Lehrern gefördert sowie Schulbücher und andere Materialien an Schulen überall im Land verteilt. Aber im Zuge der sich verschlechternden Sicherheitslagegeraten Schulen seit ein paar Jahren zunehmend in das Visier von Rebellengruppen und staatlichen Sicherheitskräften, die sie für militärische Zwecke nutzen.

Quelle: hrw.org