tdfBerlin. - Sie sind jung, sie haben afrikanische Wurzeln und sie haben weiblicher Genitalverstümmelung den Kampf angesagt: Colette, Tiranke, Evariste, Fadhumo, Fatou, Isatou und Mai. Um zu verhindern, dass in ihren afrikanischen Gemeinschaften Mädchen beschnitten werden, lassen sie sich bei TERRE DES FEMMES in Berlin als künftige VermittlerInnen in diesem oft noch immer tabuisierten Bereich ausbilden.

"Weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung, die lebenslange Auswirkungen auf die Betroffenen hat", betonen Idah Nabateregga und Charlotte Weil, die beiden Fachreferentinnen der Frauenrechtsorganisation. Sie trainieren im Rahmen des zweijährigen Projekts CHANGE Plus, das von der EU-Kommission kofinanziert wird, sieben Schlüsselpersonen, so genannte CHANGE Agents, aus Berlin.

Noch bis Dezember klären die beiden Fachfrauen an insgesamt acht Wochenenden über soziale, gesundheitliche, kulturelle, religiöse und rechtliche Dimensionen von weiblicher Genitalverstümmelung auf. Im Anschluss daran gehen die CHANGE Agents in ihre eigenen Communities, um deren Mitglieder für das Thema zu sensibilisieren.

"Es ist unsere Verantwortung, die Welt zu verändern, damit die nächste Generation nicht mehr von Genitalverstümmelung betroffen ist", sagt Fatou Diatta, die auch unter dem Namen Sister Fa bekannt ist. Die aus dem Senegal stammende Hip-Hop- und Soul-Sängerin hat die Praktik weiblicher Genitalverstümmelung am eigenen Leib erfahren und lässt sich jetzt als Multiplikatorin ausbilden, so wie auch die aus Somalia stammende Fadhumo Musa. In ihrem Land sind fast alle Frauen beschnitten. "Als Frau, die selber diese grausame Praktik erfahren musste, empfinde ich es als Kindesmissbrauch. Wir müssen unsere Kinder schützen!", fordert sie.

Das sieht auch Evariste Kapnang Tchaptchet so: Der Kameruner stammt zwar aus einem Land, in dem weibliche Genitalverstümmelung kaum verbreitet ist, im Heimatland seiner Frau Tiranke, Guinea, sind dagegen fast alle Frauen beschnitten. Deshalb lässt er sich zusammen mit ihr ausbilden. "Seit wir eine gemeinsame Tochter haben, engagiere ich mich gegen diese Praktik, denn ich möchte nicht, dass meiner Tochter und allen anderen unschuldigen Mädchen jemals so was angetan wird! Sie sollen eine bessere Zukunft haben!", sagt er.

Nach Hochrechnung von TERRE DES FEMMES vom Juni 2016 leben in Deutschland 48.000 beschnittene Frauen und mehr als 9.300 gefährdete Mädchen. Dies ist im Vergleich zu 2014 ein Anstieg um 37 Prozent bei den Betroffenen und um 57 Prozent bei den Gefährdeten. Diese Zunahme ist vor allem auf verstärkte Migration aus Ländern mit hoher FGM-Prävalenzrate, insbesondere aus Eritrea und Somalia, zurückzuführen. Nach Schätzungen des EU-Parlaments sind rund 500.000 Mädchen und Frauen in der Europäischen Union von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM/ Female Genital Mutilation) betroffen sowie 180.000 weitere Mädchen und Frauen gefährdet.

Quelle: www.frauenrechte.de 


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