gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Dienstag eine Entwaffnung der Milizen in der Zentralafrikanischen Republik gefordert, um die Gewalt gegen Zivilisten einzudämmen und eine bessere humanitäre Versorgung der Not leidenden Bevölkerung zu gewährleisten. "Humanitäre Hilfe wird durch anhaltende Kämpfe und immer neue Angriffe stark behindert. Oft müssen Helfer abgezogen werden, weil ihre Sicherheit nicht garantiert werden kann", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

Seit Januar 2016 gab es mehr als 3.000 Übergriffe auf Nichtregierungsorganisationen in der Zentralafrikanischen Republik. Rund die Hälfte der 4,5 Millionen Einwohner des Landes ist nach Informationen der Vereinten Nationen auf internationale Hilfslieferungen angewiesen, um zu überleben. Fast jedes zweite Kind leidet unter Unterernährung. Seit Mitte Oktober 2016 starben nach GfbV-Informationen mehr als 150 Zivilisten bei Übergriffen von Milizen.

So kamen in der vergangenen Woche in der im Osten des Landes gelegenen Stadt Bria mindestens 85 Menschen zu Tode und 76 Personen wurden verletzt, als Milizionäre der Popular Front for the Renaissance of Central African Republic (FPRC) gezielt Jagd auf Angehörige der ethnischen Gruppe der Fulani machten. Die FPRC verdächtigt Fulani pauschal, die konkurrierende Miliz der Union for Peace in Central Africa (UPC) zu unterstützen. Mehr als 11.000 der 43.000 Bewohner der Stadt flohen vor der Gewalt. Beide Milizen werden dem Spektrum der muslimischen Seleka-Milizen zugerechnet. Sie hatten sich zuvor schon in der Stadt Bambari blutige Auseinandersetzungen geliefert.

Außerdem gibt es neue Angriffe von Milizen auf christliche Kirchen wie am vergangenen Wochenende auf ein katholisches Gotteshaus und zwei baptistische Kirchen in dem Ort Kabo. Staatspräsident Faustin-Archange Touadéra lehnt es bislang ab, die Milizen gewaltsam zu entwaffnen. Er setzt allein auf die Überzeugungskraft des Geldes und will mit den von den Geberländern zugesagten Hilfsgeldern in Höhe von 2,06 Milliarden Euro Anreize für eine Niederlegung der Waffen schaffen. "Dringend muss die Entwaffnung der Milizen Vorrang beim Vorgehen der Regierung und der Minusca bekommen, weil sonst ein wirkungsvoller Wiederaufbau nicht möglich ist", erklärte Delius.

Die Zentralafrikanische Republik kommt nicht zur Ruhe. Nach einem ersten Bürgerkrieg zwischen den Jahren 2004 und 2007 brachen Ende des Jahres 2012 erneut schwere Kämpfe aus. Seither wurde der größte Teil der muslimischen Minderheit aus dem Land vertrieben. Trotz der 12.000 Blauhelmsoldaten der UN-Friedensmission Minusca gibt es keinen dauerhaften Frieden in dem Staat, der rund doppelt so groß ist wie Deutschland.

 Quelle: gfbv.de


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