gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Nigerias Regierung am Dienstag vorgeworfen, die humanitäre Krise im Nordosten des Landes zu verharmlosen und internationale Hilfsorganisationen zu verunglimpfen.

"Den Not leidenden Opfern des Terrors von Boko Haram ist nicht geholfen, wenn Nigerias Behörden aus politischen Gründen die Krise kleinreden und Helfern vorhalten, das Ausmaß der Not zu übertreiben. Seit Monaten warten wir vergeblich darauf, dass die nigerianische Regierung der humanitären Versorgung der Bevölkerung endlich Vorrang vor Sicherheitsfragen gibt", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen.

Um die Finanzierungsprobleme bei der humanitären Hilfe für die Boko-Haram-Opfer zu lösen, schlug die Menschenrechtsorganisation vor, dafür Gelder zu verwenden, die unter dem nigerianischen Diktator Sani Abacha unterschlagen und auf inzwischen blockierten Konten in westlichen Staaten eingezahlt wurden. Diese Gelder sollten in einen Sonderfonds geleitet werden, aus dem Katastrophenhilfe und Wiederaufbau von Nigerias Nordosten finanziert werden. Während der Herrschaft von Abacha wurden zwischen 1993 und 1998 Schätzungen zufolge rund 17 Milliarden US-Dollar veruntreut und zumeist auf Auslandskonten angelegt. Nach längeren Verhandlungen will die Schweiz nun Nigeria 321 Millionen US-Dollars dieser Gelder zurückerstatten.

Bislang sind nur für 51 Prozent der Katastrophenhilfe, die im Jahr 2016 vor allem im Bundesstaat Borno benötigt wird, von ausländischen Geldgebern zugesagt worden. Die Vereinten Nationen warnen davor, dass bis zu 5,2 Millionen Menschen in den kommenden Monaten unter Mangelernährung und Hunger leiden könnten. Für eine umfassende humanitäre Versorgung werden nach UN-Angaben 484 Millionen US-Dollars benötigt. Zwar hat die Bereitschaft der Geberländer zur Unterstützung der Nothilfe deutlich zugenommen, seit Nigerias Regierung im Juni 2016 große humanitäre Probleme einräumte. Doch angesichts zahlreicher humanitärer Krisen in aller Welt und mangelnden Vertrauens in Nigerias Bemühungen zur Lösung der Krise, fehlen noch immer mehr als 200 Millionen US-Dollar. Deutschland ist inzwischen mit 64,9 Millionen US-Dollar der drittgrößte Förderer humanitärer Hilfe in Nigeria.

Staatspräsident Muhammadu Buhari hatte am Montag Helfern unterstellt, das Ausmaß des Hungers im Nordosten des Landes zu übertreiben und so Nigerias Ansehen in der Welt zu beeinträchtigen. "Mangelernährung und drohender Hunger sind im Bundesstaat Borno ganz real und nicht nur ein Image-Problem", sagte Delius. "Wenn Nigerias Medien die Warnungen der Helfer falsch wiedergeben und vom bevorstehenden Hungertod von fünf Millionen Menschen sprechen, dann ist dies nicht der Fehler der Hilfsorganisationen."

Quelle: gfbv.de


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