fianKöln. - In Ecuador kommt es immer wieder zu Landkonflikten und Vertreibungen. Die Organisation FIAN Deutschland hat am Freitag auf die Konsequenzen der Konflikte und die besorgniserregende menschenrechtliche Situation in dem lateinamerikanischen Staat aufmerksam gemacht.

So wurden vor einem Jahr - am 11. Dezember 2015 - in Colimes (Provinz Guayas) 44 Familien gewaltsam von ihrem Land vertrieben. Die Familien, die der Bauerngemeinschaft ASOMAC (Asociación de Montubios Autónomos de Colimes) angehören, hatten die Felder seit Generationen bestellt. Der Staat hatte ihren Anspruch auf das Land vor zehn Jahren anerkannt. Die Räumung erfolgte ohne vorherige Ankündigung, was gegen ecuadorianisches Recht verstößt, so FIAN.

Die Situation der Betroffenen habe sich seitdem deutlich verschlechtert. Besonders besorgniserregend sei die Ernährungslage, da die Gemeinde den Zugang zu Wasser verloren hat. Infolgedessen können die Familien keine Landwirtschaft mehr betreiben. Hunger und Verschuldung nehmen zu. "Die jetzige Situation stellt einen Verstoß gegen die Menschenrechte dar. Ohne Zugang zu Wasser ist es für die Gemeinde unmöglich, sich angemessenen zu ernähren und Einkommen zu erwirtschaften. Wir fordern den ecuadorianischen Staat auf, den Zugang der Bauern und Bäuerinnen zu Ressourcen wie Land, Wasser und Saatgut zu gewährleisten", so Almudena Abascal, Lateinamerika-Referentin von FIAN Deutschland.

Die Räumung der 44 Familien fand am 11. Dezember 2015 zwischen 8:30 und 9:00 Uhr statt. Beteiligt waren rund 150 Polizisten und Sicherheitskräfte. Häuser, Felder und Bewässerungssysteme wurden komplett zerstört. Obdachlosigkeit und fehlende Einkommen führen seitdem zu Mangelernährung, Krankheiten und psychischen Problemen. Die Räumung war Folge eines Regierungsbeschlusses aus dem Jahr 2011, das Gebiet von ASOMAC um 150 Hektar zu verkleinern. Das Verwaltungsgericht in Guayaquil erklärte die Entscheidung im März 2016 zwar für unzulässig. Das zuständige Ministerium legte jedoch Berufung ein. Nun muss der Oberste Gerichtshof in Quito entscheiden, sodass die Rechtsunsicherheit bestehen bleibt.

FIAN Deutschland nahm vor zwei Monaten an einer internationalen Recherchereise zu Landkonflikten an der ecuadorianischen Küste teil. FIAN hat auch die Bauerngemeinschaft ASOMAC besucht und ihre Ernährungs- und Menschenrechtslage dokumentiert. Die Recherche kam zu dem Schluss, dass die Rechtsverletzungen Auswirkungen einer staatlichen Landpolitik sind, die wirtschaftliche Interessen über die Rechte von Kleinbauern und -bäuerinnen stellt. FIAN Deutschland fordert die ecuadorianische Regierung dazu auf, die Menschenrechtsverletzungen schnellstmöglich zu beenden. Die akute Not-Situation der Bauerngemeinschaft ASOMAC muss beendet werden. Zudem muss der staatliche Plan Tierras, der ursprünglich der Landbevölkerung dienen sollte, endlich zugunsten von Bauern und Bäuerinnen umgesetzt werden.

Quelle: fian.de


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