bmzAddis Abeba. - Die boomende Textilbranche Äthiopiens findet bislang kaum qualifizierte Fachkräfte. Hier will die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Abhilfe schaffen und ein Berufsbildungszentrum im äthiopischen Mekelle einrichten. Dies kündigte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Dienstag im Rahmen seiner Äthiopienreise an.

Ziel ist es, in der wachsenden äthiopischen Textilexport-Industrie von vornherein hohe Sozial- und Umweltstandards zu verankern. Eine entsprechende Ausbildung für die angehenden Fach- und Führungskräfte legt dafür die Grundlage. Das Textilunternehmen H&M und die bangladeschische DBL Group sind Mitglieder des von Müller ins Leben gerufenen Bündnisses für nachhaltige Textilien und bringen ihre Erfahrung aus vielen Jahren Engagement für eine nachhaltigere Textilproduktion in das neue Vorhaben ein. Das BMZ steuert eine Million Euro zur Finanzierung des Berufsbildungszentrums bei, die beiden Unternehmen zusammen eine weitere Million Euro.

"Wir gehen mit unserem Textilbündnis vom Verhandlungstisch in die Fabrikhallen und haben in Äthiopien die Chance, gleich richtig zu machen, was anderswo lange falsch gelaufen ist. Ich freue mich, mit H&M und der DBL-Group Partner gefunden zu haben, die beim Textilbündnis engagiert dabei sind und mit ihrer Erfahrung die Herausforderung anpacken und entschlossen vorangehen. Gemeinsam bieten wir mit dem geplanten Berufsbildungszentrum jungen Menschen die Chance auf gute Jobs unter vernünftigen Bedingungen", sagte Müller im Rahmen seiner Afrikareise.

Die Zusammenarbeit ist aus der Sicht des BMZ ein besonderes Beispiel für die positiven Impulse des Textilbündnisses auf die Branche. In ihrem Heimatland Bangladesch kooperiere die DBL Group bereits erfolgreich mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und setze in seinen Textilfabriken ökologische, Arbeits- und Sozialstandards vorbildlich um. Auch H&M lasse seit vielen Jahren in Bangladesch produzieren und nehme dort eine Vorreiterrolle im Engagement für faire Arbeitsplätze und Umweltschutz ein. Nun wollen beide Unternehmen zur Entwicklung eines nachhaltigen Textilsektors in Äthiopien beitragen.

Der Textil- und Bekleidungssektor Äthiopiens verfügt über großes Potenzial und ein großes Angebot an Arbeitskräften, steht jedoch auch vor großen Herausforderungen: In den kommenden Jahren werden schätzungsweise 350.000 Fachkräfte benötigt, die Nachfrage übersteigt bereits heute das Angebot. Das Berufsbildungszentrum soll innerhalb von drei Jahren mindestens 20.000 Fachkräfte für die Textil- und Bekleidungsproduktion ausbilden, Beschäftigte weiterbilden und das mittlere Management qualifizieren.

Bereits jetzt ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in der Berufsbildung für einen nachhaltigen Textil- und Bekleidungssektor in Äthiopien aktiv. Unter anderem unterstützt das BMZ die Qualifizierung von Arbeitsinspektoren, die Ausweitung von Umweltmanagement-Systemen für Industrieparks und fördert den Dialog zwischen Management und Beschäftigten.

Quelle: www.bmz.de 


Kommentare   

+1 #1 EDGET 2017-04-05 09:02
Diese BMZ Initiative legt ihren Fokus wieder auf EXPORT und vernachlässigt Ausbildungsanstrengungen für eine größere Zahl von Azubis im non-formellen Sektor... 1,8 Mrd. Menschen arbeiten weltweit im "informellen Sektor", und dem Bundesminister fällt nichts weiter ein, als wieder ein gigantisches Projekt planen zu lassen. Das zeugt von eindimensionalem Denken aller erster Güte. Nichts gelernt aus den in Äthiopien gescheiterten, deutschen Projekten rund um ecbp (Engineering Capacity Building Program)? Es ginge auch anders und setzt in Äthiopien die "Entdeckung der Langsamkeit" voraus.
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