venezuelaBerlin. - Angesichts der schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise in Venezuela haben MISEREOR und erlassjahr.de am Donnerstag gefordert, möglichst bald ein faires Entschuldungsverfahren auf den Weg zu bringen, das den Menschen im Land zugutekommt. "Wir appellieren an die Internationale Gemeinschaft, die Augen nicht länger vor der sich anbahnenden Hungerkrise in Venezuela zu verschließen", mahnte Almute Heider, Länderreferentin für Venezuela beim Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR. "Sie muss auf Präsident Maduro einwirken, endlich den humanitären Notstand auszurufen, um Hilfe aus dem Ausland und von internationalen Organisationen zu ermöglichen."

Dieser Schritt sei dringend notwendig, um die täglich wachsende Zahl von Bedürftigen versorgen zu können. "Präsident Maduro weigert sich jedoch bislang, dieser Aufforderung nachzukommen und verschlimmert damit die Situation", kritisierte Heider.

MISEREOR-Partner berichten von katastrophalen Zuständen im Land: "In Folge des politischen und wirtschaftlichen Niedergangs in den vergangenen drei Jahren sind die Menschen verarmt", erklärte Heider. "Unterernährung und Hunger in großen Teilen der Bevölkerung sind die Folge. Güter des täglichen Gebrauchs sind knapp, es fehlen 85 Prozent aller Medikamente, und die Sicherheitslage ist extrem prekär." Kinder und chronisch Kranke treffe die Krise besonders hart. Dazu kämen immer häufiger Menschenrechtsverstöße: "Nichtregierungsorganisationen, darunter auch MISEREOR-Partner, die auf die Missstände aufmerksam machen, sehen sich mehr und mehr Repressalien und Bedrohungen ausgesetzt."

Venezuela ist eines der führenden Ölexportländer, steckt aber in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise, die auch zu einer hohen Verschuldung beigetragen hat. Dem Ölstaat fehlt sogar das Geld, Grundnahrungsmittel zu importieren. "Die 10 Milliarden US-Dollar, die das Land jährlich an Schuldendienst leistet, würden ausreichen, um die gravierenden Versorgungslücken beim Import von Lebensmitteln und Medikamenten zu schließen", erklärte Jürgen Kaiser, Politischer Koordinator beim deutschen Entschuldungsbündnis erlassjahr.de. "Eine Einstellung der Zahlungen wäre daher ein wichtiger Schritt, um einen weitere Verschärfung der sozialen Krise zu verhindern."

MISEREOR und erlassjahr.de fordern die Gläubiger Venezuelas auf, sich an einem fairen Verfahren zur Lösung der Schuldenkrise zu beteiligen, wie es die so genannte "Roadmap for a Sovereign Debt Workout" der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung vorschlägt. Ein solches Verfahren würde sicherstellen, dass durch eine unabhängige Instanz geprüft wird, wie viel erlassen werden muss, damit die Schuldenlast ein tragfähiges Niveau erreicht. Außerdem würde die Zivilgesellschaft in den Prozess mit einbezogen, um so für alle Beteiligten eine faire Lösung zu finden und dafür zu sorgen, dass die Entschuldung tatsächlich den Menschen im Land zugutekommt.

MISEREOR unterstützt in Venezuela derzeit elf Projekte maßgeblich in den Bereichen Menschenrechte und Bürgerbeteiligung mit einem Fördervolumen von mehr als 1,8 Millionen Euro. Die MISEREOR-Partner engagieren sich vor allem in der Förderung der Rechtssicherheit und der Einforderung der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte.

Erlassjahr.de setzt sich dafür ein, dass den Lebensbedingungen der Menschen in den verschuldeten Ländern mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Schulden. Das Bündnis mit über 600 Mitträgerorganisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen.

Quelle: www.misereor.de 


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