gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Ägyptens Regierung vorgeworfen, beim Schutz von Christen vor der Gewalt islamistischer Extremisten zu versagen. "Seit Dezember 2016 fielen dem Terror radikaler Islamisten 114 Kopten zum Opfer. Niemals zuvor haben Ägyptens Kopten so viele Menschen in so kurzer Zeit durch religiös motivierte Gewalt verloren", erklärte GfbV-Afrikaexperte Ulrich Delius in Göttingen.

Die Menschenrechtsorganisation warf Ägyptens Staatspräsident Abdel Fatah Al Sisi vor, den Kopten leere Versprechungen gemacht zu haben, als er im Wahlkampf im Jahr 2014 ankündigte, Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten. "Auch der im April 2017 verkündete Ausnahmezustand hat die prekäre Sicherheitslage der Kopten nicht verbessert. Ganz im Gegenteil, heute empfinden sie sich mehr denn je zuvor als schutzlose Zielscheibe islamistischer Gewalt", sagte Delius.

Am Wochenende waren bei einem Anschlag auf einen Pilger-Bus und zwei Begleitfahrzeuge 29 Kopten in Ägypten getötet worden. Kopten warfen der an einem nahen Kontrollpunkt stationierten Polizei vor, die Angreifer nicht verfolgt und Krankenwagen behindert zu haben. Nach einem Trauergottesdienst für die Opfer des Anschlags bildete sich in dem Dorf Dayr Jarnous spontan eine Demonstration, um gegen den mangelnden Schutz von Kopten zu protestieren.

Nachdrücklich forderte die GfbV eine Überprüfung der Sicherheitskonzepte und eine Verstärkung des Schutzes koptischer Einrichtungen. "Ägyptens Staat muss seiner Schutzverantwortung für die Kopten endlich nachkommen", erklärte Delius.

Selbst Präsident Al Sisi habe nach dem Terroranschlag auf die Kairoer Kirche Sankt Peter und Paul am 11. Dezember 2016 eingeräumt, dass es Mängel bei dem Schutz der Kirche durch Sicherheitskräfte gab, so die GfbV. Die bislang vor allem eingesetzten Polizisten seien nach dem Anschlag vermehrt durch Soldaten ersetzt worden, weil sich der Schutz durch die Polizei als mangelhaft erwiesen habe.

Auch in Tanta hätten die Sicherheitskräfte beim Schutz der Kirche Sankt Georg versagt, in der am 9. April 29 Gläubige bei einem Anschlag starben. Denn die Sicherheitsvorkehrungen seien nicht verstärkt worden, obwohl der Polizei mehrfach verdächtige Objekte gemeldet worden seien und ein Bombenanschlag auf eine Polizeischule am 31. März in der Stadt verübt worden sei.

Auch eine Vergeltungsschlag gegen mutmaßliche Trainingslager des Islamischen Staates in Libyen werde nicht zu mehr Sicherheit für Kopten führen, befürchtet die GfbV. "Er schürt nur den Kreislauf der Gewalt, in dem die Kopten immer die Verlierer sind", so Delius. Denn die massive Gegengewalt staatlicher Sicherheitskräfte fördere die Spaltung der ägyptischen Gesellschaft, statt das Land gegen den Terror zu vereinen und stark zu machen.

Quelle: www.gfbv.de 


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