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gfbv 200Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Marokko dazu aufgefordert, 135 Demonstranten aus der Haft zu entlassen, die bei friedlichen Protesten gegen Korruption und Unterentwicklung im Rif-Gebirge seit Ende Mai 2017 festgenommen wurden. "Das einzige Vergehen der Verhafteten ist, ihre Meinung frei geäußert zu haben. Aus Angst vor einer Ausweitung der Proteste unterdrückt Marokko brutal jede Kritik der marginalisierten Masiren", kritisierte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.

Die Proteste in der Stadt Al-Hoceina hatten im Oktober 2016 nach dem gewaltsamen Tod eines Fischhändlers begonnen. Nach Erkenntnissen der GfbV werden in der Rif-Region Marokkos pro Tag durchschnittlich vier Demonstranten festgenommen. Innenminister Abdelouafi Laftit begründete dies damit, dass die "öffentliche Ordnung gewahrt" werden müsse. Die Masiren – auch Berber genannt – stellen mehr als 60 Prozent der 33 Millionen Einwohner Marokkos.

Auch sieben Journalisten wurden inzwischen verhaftet. "Offenbar sollen die Medien in dem Königreich gezielt eingeschüchtert und davon abgehalten werden, kritisch über die angespannte Lage in der verarmten Region und über die Proteste zu berichten", sagte Delius. Zuletzt wurde der Journalist Mohammed El-Hilali in Haft genommen. Er arbeitet für den Online-Informationsdienst "Rif Presse" und wird beschuldigt, Beamte verleumdet zu haben. Ihm droht ein Gerichtsverfahren. "El-Hilali ist wahrscheinlich verhaftet worden, weil er kürzlich dem spanischen Fernsehsender TVE ein Interview gab, in dem er die Verarmung der Menschen im Rif kritisierte", berichtete Delius.

Die Behörden weisen jede Kritik an der Einschränkung der Pressefreiheit in der Protestregion zurück und behaupten, Journalisten könnten ungehindert und frei aus dem Rif berichten. Doch auch ausländische Medien, wie der französische Fernsehsender France 24, wurden an der Aufzeichnung und Ausstrahlung von Sendungen aus Al-Hoceina gehindert. Der staatliche Sender Al Aoula und der regierungsnahe Fernsehkanal Medi 1TV verbreiteten Bilder von angeblichen Sachbeschädigungen durch Demonstranten, um die Protestbewegung zu diskreditieren. Die Schäden hatten jedoch randalierende Fußball-Fans im März 2017 verursacht.

Am 14. Juni 2017 sind 25 der 135 inhaftierten Anhänger der Protestbewegung Hirak zu anderthalb Jahren Haft verurteilt worden. Vor Gericht gestellt werden soll auch ihr am 29. Mai 2017 inhaftierter Wortführer Nasser Zefzafi. Seine Nachfolgerin Nawal Ben Aissa wird so massiv bedroht, dass sie sich nicht mehr aus dem Haus traut. Hirak fordert ein Ende von Korruption und Machtmissbrauch sowie mehr Entwicklung für die überwiegend von Masiren bewohnte Region, in der mehr als 40 Prozent der Jugendlichen arbeitslos sind.

Quelle: gfbv.de


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