logo erlassjahr Düsseldorf. - Anlässlich des 35. Jahrestags der Erklärung der Zahlungsunfähigkeit Mexikos am 12. August 1982 hat das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de am Freitag vor einer Wiederholung der sogenannten "Schuldenkrise der Dritten Welt" gewarnt. Die internationale Gemeinschaft müsse endlich ein geordnetes Staateninsolvenzverfahren schaffen, fordert die Entschuldungsinitiative.

Am 12. August 1982 erklärte Mexiko seine Zahlungsunfähigkeit gegenüber privaten US-amerikanischen, europäischen und japanischen Banken. Dies markierte den Beginn einer Welle von Schuldenkrisen in Lateinamerika, Afrika und Asien, der sogenannten "Schuldenkrise der Dritten Welt".

"Auch heute beobachten wir einen umfangreichen Kreditboom in arme Länder ausgelöst durch niedrige Zinsen", sagte Jürgen Kaiser, politischer Koordinator von erlassjahr.de. "Die Krise damals begann mit dem Amtsantritt Reagans, der Steuern senkte und enorme Kredite für die Aufrüstung der USA aufnahm. Durch die steigenden Zinsen hatten immer mehr arme Länder Schwierigkeiten, ihren Schuldendienst mit neuen Kreditaufnahmen zu finanzieren. Wenn heute die Zinsen weiter ansteigen, müssen wir mit ähnlichen Staatspleiten wie nach 1982 rechnen."

Bis heute gibt es kein Verfahren, um solche Krisen schnell und fair für alle Beteiligten zu lösen. Mexiko erhielt 1982 Rettungsgelder, um die Schulden weiter bedienen zu können. Da dies zu keiner Lösung führte, gewährten die Gläubiger sechs Jahre später erste Teilerlasse. Doch erst 23 Jahre nach Ausbruch der Schuldenkrise kam es zu einer umfassenden Entschuldung wenigstens der ärmsten Länder, welche diesen einen Neuanfang ermöglichte.

Oscar Ugarteche, Wirtschaftswissenschaftler an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko, erklärte: "Statt wieder unvorbereitet in eine neue Krise zu geraten, muss die internationale Gemeinschaft endlich ein geordnetes Staateninsolvenzverfahren schaffen, bevor die ersten Länder in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Nur so kann verhindert werden, dass Schuldenkrisen erneut für Millionen von Menschen zu einem verlorenen Entwicklungsjahrzehnt werden. Die Vereinten Nationen, führende Wissenschaftler/innen, Kirchen und Nichtregierungsorganisationen fordern ein solches Verfahren seit langem."

Am 7. Dezember 2017 organisiert erlassjahr.de zusammen mit Partnern aus Deutschland und Lateinamerika eine Tagung mit dem Titel "1982 – 2017: Alte und neue Schuldenkrisen in Lateinamerika und der Karibik".

Das deutsche Entschuldungsbündnis "erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung e. V." setzt sich dafür ein, dass den Lebensbedingungen von Menschen in verschuldeten Ländern mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Staatsschulden. erlassjahr.de wird von mehr als 600 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft bundesweit getragen und ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen.

Quelle: www.erlassjahr.de 


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