aiBerlin. - Die anhaltende Krise in Myanmar, die im Sommer 2017 in ethnischen Säuberungen durch Myanmars Militär gipfelte und knapp 620.000 Menschen zur Flucht nach Bangladesch drängte, ist das Ergebnis jahrzehntelanger systematischer Diskriminierung und Ausgrenzung der Rohingya. Das zeigt der Amnesty-Bericht "Caged without a roof: Apartheid in Myanmar's Rakhine State", der am Dienstag veröffentlicht wurde. 

Für den Bericht wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren in Myanmar über 200 Interviews geführt. Außerdem wurden relevante Gesetze, Verordnungen und Berichte sowie Fotos und Videomaterial ausgewertet.

"Die Rohingya in Myanmar werden in allen Teilen ihres Lebens unterdrückt und zu Menschen zweiter Klasse gemacht. Myanmars Machthaber haben über drei Jahrzehnte ein System der institutionalisierten Diskriminierung und Segregation geschaffen, das es Angehörigen der Rohingya verbietet, sich frei zu bewegen und ihnen den Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung verwehrt", erklärte Anika Becher, Asien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland. Die meisten Rohingya seien staatenlos, da ein Gesetz ihnen seit 1982 aufgrund ihrer Ethnie die Staatsbürgerschaft verwehre. Dies führe dazu, dass Angehörige der Rohingya zahlreiche weitere Grundrechte gar nicht oder nicht umfassend wahrnehmen könnten.

Der Bericht zeigt laut Amnesty, dass Repressionen gegen die mehrheitlich muslimischen Rohingya seit 2012 drastisch zugenommen haben. "Der Bundesstaat Rakhine ist für die dort lebenden Rohingya wie ein Gefängnis unter freiem Himmel. Sie leben zusammengepfercht und von der Außenwelt abgeschnitten. Teilweise dürfen Rohingya ihren Wohnort nur mit Genehmigung verlassen oder ausschließlich andere muslimische Dörfer aufsuchen. Zum Teil sind ganze Straßen für sie gesperrt", sagte Becher.

Auch von der Gesundheitsversorgung und dem Bildungssystem seien die Rohingya ausgeschlossen. "Aufgrund der Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit können sie lokale Krankenhäuser oft nicht erreichen. Das beste Krankenhaus in Rakhine dürfen Rohingya nur in extremen Notfällen betreten. Sie werden dort in separaten Bereichen für Muslime behandelt und polizeilich bewacht. Seit 2012 dürfen viele Kinder zudem keine öffentlichen staatlichen Schulen besuchen. In den mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebieten gibt es zu wenig Lehrer," so Becher. Auch von Handelsrouten und Märkten würden Rohingya ausgeschlossen und seien kaum noch in der Lage, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen – Unterernährung und ein Leben in Armut seien für sie zur Norm geworden.

"Das systematische Vorgehen von Myanmars Behörden gegen die Rohingya entspricht in allen Punkten der juristischen Definition von Apartheid als Verbrechen gegen die Menschlichkeit", erklärte Becher. "Myanmars Behörden müssen das System der Apartheid beenden, alle Gesetze aufheben, mit denen die Rohingya unterdrückt werden und Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen. Hilfsorganisationen müssen Zugang zu allen Gebieten im Bundesstaat Rakhine bekommen." 

Hinsichtlich der Außenministertagung des Asien-Europa-Treffens in Myanmar, die am Dienstag zu Ende geht, sagte Becher: "Die Vertreter der Europäischen Union müssen bei dem Treffen ein sofortiges Ende der Verbrechen gegen die Menschlichkeit fordern und klar zeigen, dass diese nicht folgenlos bleiben, indem sie gezielte finanzielle Sanktionen gegen Verantwortliche verhängen."

=> Caged without a roof: Apartheid in Myanmar's Rakhine State

Quelle: www.amnesty.de 


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