gfbvGöttingen. - Vier Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs am 15. Dezember 2013 versinkt der Südsudan immer mehr in Gewalt und Anarchie. Das hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag berichtet. Reguläre Soldaten und lokale Warlords terrorisieren nach Angaben der Menschenrechtsorganisation die Zivilbevölkerung, so dass im Jahr 2017 erneut 750.000 Südsudanesen aus ihren Dörfern fliehen mussten. 

"Rund 63 Prozent der Flüchtlinge sind Kinder, die vor Hunger, Mord, Vergewaltigung, Verschleppung oder Zwangsrekrutierung als Kindersoldaten fliehen", sagte GfbV-Direktor Ulrich Delius und forderte: "Diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit müssen endlich konsequent bestraft werden, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Die internationale Staatengemeinschaft hat versagt im Kampf gegen Straflosigkeit im Südsudan. Seit Jahren lässt sie sich von der südsudanesischen Regierung hinhalten, so dass der Terror gegen die Zivilbevölkerung zunimmt."

Selbst humanitäre Helfer seien vor Mord und Totschlag nicht sicher, erklärte die GfbV. So seien sechs einheimische Helfer am 28. November 2017 in dem Dorf Duk Payuel (Bundesstaat Jonglei) ermordet worden. Insgesamt seien allein im November 2017 neun Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden. Die Übergriffe führten dazu, dass aus Sicherheitsgründen Helfer aus vielen Gebieten zeitweise abgezogen werden müssten, so dass humanitäre Hilfe die Notleidenden oft nicht rechtzeitig erreiche.

Doch selbst diese Verbrechen mit weitreichenden Folgen für die Zivilbevölkerung würden nicht geahndet. Zwar habe sich die Afrikanische Union im August 2015 zum Aufbau eines Gerichtshofes mit südsudanesischen und internationalen Richtern verpflichtet. Doch auch mehr als zwei Jahre nach dieser völkerrechtlich verbindlichen Zusage komme der Aufbau dieses gemischten Gerichts nicht voran. "Südsudans Nachbarländer und die Afrikanische Union haben offenbar kein Interesse an einer Bekämpfung von Straflosigkeit. Doch ohne eine Aufarbeitung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit wird es auch keinen dauerhaften Frieden im Südsudan geben", kritisierte Delius.

Rund vier Millionen Südsudanesen sind laut GfbV auf der Flucht. Gegenüber dem Vorjahr sei die Zahl der Flüchtlinge um 750.000 Menschen angestiegen. Rund 210.000 Binnenflüchtlinge suchten in Camps der UN-Friedenstruppen Schutz vor Übergriffen von regulären Soldaten und anderen bewaffneten Kämpfern. "Der Staat Südsudan versagt beim Schutz seiner Zivilbevölkerung und auch bei der Versorgung der Not leidenden Menschen", sagte Delius. Die Zahl der vom Hunger bedrohten Südsudanesen sei im Jahr 2017 von 3,7 Millionen auf 4,1 Millionen gestiegen. Für Januar 2018 werde eine weitere Zuspitzung der Hungerkatastrophe befürchtet. 

Quelle: www.gfbv.de 


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