dahwWürzburg. - Man stelle sich die Schlagzeile vor: Mehr als 200 neue Lepra-Fälle in Recklinghausen, über 100 in Görlitz. In Deutschland würde der epedemische Notstand ausgerufen. Im pazifischen Inselstaat Kiribati ist es Normalität: 218 Menschen sind in nur einem Jahr neu an Lepra erkrankt – und das bei 115.000 Einwohnern. Angesichts zunehmender Neuerkrankungen vor allem in kleinen Inselstaaten hat die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe zum Welt-Lepra-Tag am 28. Januar gefordert, die Lepra-Kontrollen zu verstärken.

Im Jahr 2009 sah es noch gut aus auf Kiribati: 42 Lepra-Neufälle - und die Tendenz sinkend. Man wähnte die Lepra besiegt, so die DAHW, das lokale Engagement ließ nach. Erst, als die Kontrollarbeit im letzten Jahr wegen auffällig vieler und zudem zu spät entdeckter Patienten wieder aufgenommen wurde, kam das ganze Ausmaß ans Tageslicht. Das Beispiel setzt sich weltweit fort. Weltweit sind 217.968 Menschen neu erkrankt, 7.210 (3,4%) mehr als im Vorjahr.

Ebenfalls erschreckende Zahlen kommen laut DAHW aus Mikronesien (105.000 Einwohner) und den Marshall-Inseln (53.000) mit 169 bzw. 80 neuen Leprafällen in einem Jahr. Gerade in den kleinen Inselstaaten der Südsee wurde die Lepra-Kontrollarbeit jahrelang vernachlässigt. Hintergrund war auch die sinkende Zahl von Leprakranken zu Beginn des neuen Jahrtausends und die falsche Schlussfolgerung, Lepra wäre besiegt.

Hinzu kommt noch, so die DAHW, dass die Zahlen schon im Vorfeld oftmals nur niedriger wurden, weil die Kontrollarbeit verringert wurde und Mitarbeiter der Gesundheitsdienste nicht mehr auf Früherkennung von Lepra geschult wurden. Es sind auch in dieser Zeit kaum weniger Menschen an Lepra erkrankt, nur wurden eben viel weniger Diagnosen gestellt und folglich auch viel weniger Erkrankte behandelt.

Experten der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe warnen seit vielen Jahren vor den Folgen dieser Entwicklung. Die im August 2017 in Pakistan verstorbene Lepra-Ärztin Dr. Ruth Pfau hatte immer betont: "Wenn wir mit unseren Anstrengungen nachlassen, wird die Lepra zurückkehren." Diese Erfahrung hat die DAHW schon oft in Regionen machen müssen, in denen die Arbeit durch Kriege behindert wurde.

2012 hat die DAHW gemeinsam mit weiteren Partnern der ILEP (internationale Vereinigung der Lepra Hilfswerke) ein Büro in Manila eingerichtet. Von dort aus hat die Lepra-Expertin Dr. Gemma Cabanos die Lepra-Arbeit in der Region West-Pazifik koordiniert, besonders in den kleinen Inselstaaten. Mit der Wiederaufnahme einer flächendeckenden Leprakontrolle wurden deutlich mehr Leprakranke entdeckt und eine schnelle Behandlung ermöglicht.

Besonders Kinder leiden unter der Krankheit: Diskriminierung und Ausgrenzung in der Schule oder selbst innerhalb der Familien sind keine Seltenheit. Weltweit sind 18.472 Kinder neu an Lepra erkrankt, mehr als jeder zwölfte neue Patient (8,5%) ist unter 15 Jahre alt, in Mikronesien sind es 23,7%, auf Kiribati sogar 36,2%.

"Diese Zahlen zeigen, wie dramatisch die Situation in Ländern ist, in denen die Kontrollarbeit vernachlässigt wird", warnt die DAHW: Je mehr Menschen erkranken, oder auch nur mit dem Erreger infiziert sind, desto mehr Infektionsquellen gibt es. Kinder sind dann überproportional gefährdet. Nach dem Beginn mit der medikamentösen Behandlung, einer Kombination aus drei Antibiotika, ist ein Patient nicht mehr infektiös. Zurzeit ist die DAHW an einem angewandten Forschungsvorhaben beteiligt, bei dem besondere Risikogruppen mit einer Einmalgabe von Rifampicin als präventive Therapie für Kontaktpersonen von Leprapatienten behandelt werden.

Die DAHW fordert zum Welt-Lepra-Tag 2018, Kinder besser vor Lepra zu schützen. Dies gehe nur, wenn die Kontrollarbeit in den Ländern, in denen es Lepra noch gibt, wieder optimiert wird.

Quelle: www.dahw.de 


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