IWF WBBonn (epo). - Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) sieht den Einfluss des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank auf die Lösung globaler Probleme immer mehr schwinden. Der neue Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz konzentriere sich auf die öffentlichkeitswirksame Bekämpfung der Korruption, und auch der IWF verliere zunehmend an Bedeutung bei der finanztechnischen Bewältigung der Globalisierung, erklärte der EED-Finanzexperte Peter Lanzet am Mittwoch in Bonn. "Wenn sich die Gouverneure der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds am 22. und 23. April 2006 in Washington zu ihrem Frühjahrstreffen zusammenfinden, werden sie sich fragen müssen, welche Bedeutung ihnen überhaupt noch für die Lösung globaler Probleme zukommt."

Der neue Präsident der Weltbank, Paul Wolfowitz, habe sich das "Saustall ausmisten" auf die Fahne geschrieben, so der EED. Er habe der Korruption im eigenen Haus und in den Entwicklungsländern den Kampf angesagt. "Das ist honorig, außerdem interessiert es die Medien. Aber wer mit dem 'Mist' im eigenen Haus beschäftigt ist, wird wenig gegen Armut, Überschuldung oder die Ausbreitung von HIV/AIDS unternehmen können."

Bisher habe Wolfowitz Gelder für Kenia, Kongo, Indien, und einige weitere Ländern gestoppt. Wenn nicht bald alternative Durchführungsoptionen gefunden würden, hätten diejenigen darunter zu leiden, für die die Projekte gedacht waren, so der EED. In Indien seien dies beispielsweise Zehntausende von Medikamentenempfängern.

"Auch der Internationale Währungsfonds kämpft um seine Bedeutung", sagte Peter Lanzet, Experte für die Internationalen Finanzinstitutionen beim Evangelischen Entwicklungsdienst, der die Tagung in Washington beobachten wird. "Eine Reform seiner starren Liberalisierungspolitik und seiner USA-Abhängigkeit sind dringend erforderlich. Außerdem muss das wirtschaftliche Erstarken von China, Korea, Mexiko, Türkei, etc. Ausdruck in den Entscheidungsgremien erhalten. Der Fonds muss aufhören, den Entwicklungsländer eine Nebenrolle zuzuweisen."

Lanzet fordert, die "riesigen Finanzreserven Chinas" müssten für die Aufgaben der Stabilisierung der globalen Finanzarchitektur eingebunden werden. Die asiatischen Länder hätten damit gedroht, einen eigenen Asiatischen Währungsfonds zu eröffnen. Geld dafür hätten China, Korea, Malaysia, und Taiwan in Hülle und Fülle. Nur politisch könnten sie sich nicht einigen.

"Letztlich geht es darum, dass der Internationale Währungsfonds die Globalisierung nicht länger führungslos gewähren lässt, sondern sie aktiv steuern hilft", sagte Peter Lanzet. "Nur wenn er diese Bedingung erfüllt, sollte er seinen Einfluss auf das internationale Finanzgeschehen wieder zurückgewinnen. Insbesondere soll der Fonds die Welt vor Finanzschocks bewahren, die - wie die Asienkrise - die Armen besonders schlimm treffen."

EED


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