Berlin (epo). - Sozial- und umweltverträgliche Reisen müssen sich nicht auf das schmale Segment des Öko-Tourismus beschränken. Dieser Ansicht sind Wissenschaftler des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojektes INVENT. Sie haben jetzt maßgeschneiderte Strategien für Reiseveranstalter, Urlaubsgebiete und touristische Anbieter entwickelt. Unter anderem am Beispiel der Dominikanischen Republik stellten die Experten aus Wissenschaft und Praxis auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin ihre Konzepte vor.

Grundsätzlich gibt es zwei Strategien auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit: Einerseits können bereits bestehende Angebote kurzfristig nachhaltiger gestaltet werden. Beispiele hierfür sind eine Anreise mit der Bahn, die umweltfreundliche Gestaltung von Hotels oder unter Naturschutzaspekten organisierte Ausflüge.

Andererseits kann mehr Nachhaltigkeit erreicht werden, indem die Anbieter mit attraktiven Angeboten das Interesse der Urlauber an näher gelegenen Ferienregionen wecken. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass Urlauber mit einem hohen Anspruch an Qualität und intakte Natur zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus in den Destinationen beitragen. Veranstalter können diese Zielgruppen mit maßgeschneiderten Angeboten auch stärker für die massentouristischen Regionen gewinnen und damit Impulse für mehr Naturschutz, Ökologie und bessere soziale Bedingungen setzen. Dies gilt gerade auch bei Fernreisen. Diese zweite Strategie zielt vor allem darauf ab, das Wachstum des Reisemarkts sozial und ökologisch verträglich zu gestalten und gleichzeitig zur Sicherung von Einkommen und Arbeitsplätzen in den Urlaubsregionen und zum wirtschaftlichen Erfolg der touristischen Unternehmen beizutragen.

Das Ziel des Forschungsprojektes: Beantwortet werden sollen die Fragen: Wie sehen Reiseangebote aus, die für den Massenmarkt attraktiv und dennoch im Vergleich zu heutigen Tourismusangeboten nachhaltiger sind? Welche Kriterien müssen sie erfüllen und wie können sie von den unterschiedlichen touristischen Anbietern gestaltet werden? "Nur nachhaltige Angebote, die sich an den Erwartungen der Zielgruppen orientieren, werden von der breiten Masse der Reisenden akzeptiert", erläuterte Martin Schmied, Tourismus-Experte am Öko-Institut und Gesamtprojektleiter.

Deshalb haben die Experten des Instituts für sozial-ökologische Forschung in einer repräsentativen empirischen Untersuchung sieben verschiedene Urlaubertypen als neue Zielgruppen für das Marketing herausgearbeitet. Deren unterschiedliche Wünsche, Bedürfnisse und Ansprüche sind Grundlage für die Marketingstrategien und damit für die Gestaltung attraktiver neuer Reiseangebote. "Die Ansprache der Zielgruppen muss sich aber auch in Bezug auf den Nachhaltigkeitsaspekt deutlich unterscheiden", stellte Professor Dr. Edgar Kreilkamp von der Universität Lüneburg fest. Bei Zielgruppen, die auf umweltfreundliche und nachhaltige Reisen Wert legen, wird darauf bei den Angeboten und der Vermarktung explizit hingewiesen. Es gibt aber auch Urlauber, für die Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit zweitrangig oder sogar suspekt sind. Hier müssen bei Werbung und Kundenansprache andere Aspekte im Vordergrund stehen. "Zum Beispiel der saubere Strand, das klare Wasser oder auch das attraktive Nachtleben", sagte der Marketingexperte Kreilkamp.

Neben Mecklenburg-Vorpommern und Norditalien konzentrierten sich die Überlegungen von INVENT auf die Dominikanische Republik. "Wir als großer Reiseveranstalter finden die Erkenntnis des INVENT-Projektes interessant, dass sich nachhaltige Reisen und Fernziele nicht von vornherein ausschließen", sagte Andreas Müseler, Umweltbeauftragter der LTU Touristik GmbH und Podiumsgast bei der Präsentation.

Gewinnt man eine zahlungskräftige Zielgruppe wie die "Natur- und Outdoor-Urlauber" stärker als bisher für Länder wie die Dominikanische Republik, kann nach Einschätzung der INVENT-Experten ein qualitativ ausgerichteter Tourismus gefördert werden. Damit könne beispielsweise ein Anreiz geschaffen werden, die Naturschätze tropischer Paradiese langfristig zu schützen und zu erhalten. "Wenn sich die vorgestellten Angebotsideen für uns als LTU Touristik als wirtschaftlich attraktiv erweisen, wird unser Produktmanagement die Aufnahme ins Programm sicher erwägen", stellte Andreas Müseler in Aussicht.

In dem Projektverbund INVENT (Innovative Vermarktungskonzepte für nachhaltige Tourismusangebote) arbeiten unter der Leitung des Öko-Instituts die Universität Lüneburg und das Institut für sozial-ökologische Forschung mit der Ameropa-Reisen GmbH und der Deutschen Bahn AG zusammen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Öko-Institut
INVENT


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