EEDBonn (epo). - Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) hat eine Stärkung der bilateralen Entwicklungshilfe durch die deutsche Bundesregierung gefordert. Bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2005 erklärte der EED-Vorstandsvorsitzende Konrad von Bonin, die multilaterale Unterstützung internationaler Organisationen sei zwar richtig. Die Bürokratie sei allerdings oft so groß, dass wertvolle Arbeitskraft verbraucht werde, die effektiver genutzt werden könnte.

"Wir freuen uns, dass die Entwicklungspolitik auch in der großen Koalition ihre eigenständige Rolle bewahrt hat. Dennoch wünschen wir uns, dass der Staat einen höheren Anteil seiner Mittel in die bilaterale Hilfe investiert als bisher", sagte von Bonin bei der EED-Jahrespressekonferenz am Dienstag in Bonn. "Durch die bilaterale Zusammenarbeit sind die Drähte zu den Empfängerländern kürzer, die finanziellen Mittel erreichen ihr Ziel eher, und wir können viel direkter von den Erfahrungen unserer Partner vor Ort profitieren".

Der EED würdigte bei seiner Jahrespressekonferenz besonders das Engagement seiner kirchlichen Partner. "Die Kirchen sind ausgezeichnete Träger für Entwicklung. Denn: Sie sind vor Ort verankert", sagte von Bonin. "Der EED arbeitet weltweit mit vielen kirchlichen Organisationen zusammen. Durch sie ist er in den Partnerländern sofort heimisch. Eine funktionierende Arbeitsumgebung, Kontakte zur Bevölkerung, Verständnis für die Kultur des Landes: All dies ist bei den Partnern des EED bereits vorhanden". Dies sei ein großer Vorteil gegenüber Organisationen, die sich erst mühsam eine Infrastruktur aufbauen müssten.

Der EED-Aufsichtsratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, erklärte, die Zuwendungen der Landeskirchen an den kirchlichen Entwicklungsdienst müssten trotz rückläufiger Kirchensteuern auf einem hohen Niveau bleiben. "Trotz aller Probleme hier bei uns sind das Engagement für die Menschen im Süden und der Einsatz für eine gerechte Welt zentrale Aufgaben der Kirchen in Deutschland", so der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

WAHLEN IM KONGO SIND WICHTIG

Thema der Konferenz waren auch die bevorstehenden Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo. "Die Wahlen sind wie das Pflanzen eines Mangobaums: Es wird viele Jahre dauern, bis diese Saat Früchte trägt. Wir Kongolesen kennen die Demokratie nicht und müssen sie erst lernen. Die Wahlen sind ein Muss, weil wir mit ihnen die ersten Samen der Demokratie sähen", zitierte von Bonin einen wichtigen kongolesischen Partner.

Viele EED-Partner im Kongo seien kurz vor den Wahlen stark beunruhigt, weil viele Ausländer das Land verliessen. "Die Kongolesen deuten diese ?Abwanderung` als Signal für befürchtete Unruhen nach den Wahlen", sagte von Bonin. "Die Aktivitäten in den Partnerprojekten laufen aber trotz der Irritationen wie geplant weiter. Es ist wichtig, in dieser instabilen Situation so viel Normalität wie möglich zu schaffen".

"Mit den Wahlen wollen wir zeigen, dass nun endlich die Bevölkerung Herrin im Haus ist", sagte EED-Stipendiat Kirere Math?, der für ein evangelisches Gesundheitszentrum im Ostkongo arbeitet. "Die Bevölkerung hofft auf verantwortungsbewusste Politiker, die sich endlich für die Bevölkerung einsetzen".

Am Beispiel des öffentlichen Gesundheitssystems berichtete Math? vom gesellschaftlichen Verfall im Kongo. "Patienten von Krankenhäusern müssen sich selbst die Arzneimittel beschaffen, mit denen sie behandelt werden", so der kongolesische Gesundheitsexperte, der momentan in Belgien seine Doktorarbeit schreibt. "Öffentliche Apotheken sind oft leer oder unvollständig ausgestattet. Die Patienten haben keine andere Wahl, als sich die Arzneimittel über den unkontrollierten und manchmal gefährlichen informellen Sektor zu verschaffen - wenn sie das Geld dazu haben".

Der EED arbeitet im Kongo nach eigenen Angaben vor allem mit den protestantischen Kirchen zusammen. Wichtige Schwerpunkte der kirchlichen Entwicklungsarbeit sind Bildung und Gesundheit. Von Bonin würdigte die Arbeit kongolesischer Kirchen, Menschenrechtsgruppen und Selbsthilfeorganisationen. "Diese Gruppen haben in den vergangenen Jahren vor allem die fehlende staatliche Bildungs- und Gesundheitspolitik kompensiert", so von Bonin. "Sie werden wichtige Garanten für einen friedlichen Neuanfang im Kongo sein".

Der EED-Vorstandsvorsitzende betonte, wie wichtig ein langfristiges Engagement im Kongo sei. "Mit 50 Mio. Euro ? dem Betrag, den die Bundesregierung für den Militäreinsatz plant ? könnten deutsche Entwicklungsorganisationen gemeinsam mit afrikanischen Partnerorganisationen ein langfristiges Programm zur Friedenssicherung starten".

Der EED hat die Arbeit seiner kongolesischen Partnerorganisationen im vergangenen Jahr mit etwa 5,5 Millionen Euro gefördert.

EED Finanzquellen
Quelle: EED

Die gesamten Einnahmen des EED beliefen sich 2005 auf 147,7 Mio. Euro. Gegenüber 2004 war dies ein Zuwachs um 5,1 Mio. Euro. 97,0 Mio. Euro kamen aus staatlichen Mitteln und 43,8 Mio. Euro aus Kirchensteuermitteln. Der EED verwendete 39,6 Mio. Euro für Programme in Afrika, 29,3 Mio. Euro für Asien, 15,7 Mio. Euro für Lateinamerika und 7,5 Mio. Euro für Südosteuropa und den Kaukasus. 2005 unterstützte der EED 316 Projekte in Partnerregionen. Der regionale Schwerpunkt lag weiterhin in Afrika.

EED Jahresbericht 2005/2006
EED: www.eed.de


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