{mosimage}Frankfurt/Berlin (epo.de). - In Tansania sind rund 300.000 Euro aus überwiegend deutschen Spendengeldern nie bei den Menschen angekommen, für die das Geld gedacht war. Die Hilfsgelder seien von den lokalen Verantwortlichen in den Projekten für eigene Zwecke abgezweigt worden, berichtete die Frankfurter Rundschau (FR) am Freitag unter Berufung auf tansanische Quellen. Unter anderem seien Löhne doppelt ausgezahlt oder Gehälter an Verstorbene "überwiesen" worden. Der örtliche Bischof Shadrack Manyiewa habe sich für 60.000 Euro einen neuen Geländewagen finanzieren lassen. Deutsche kirchliche Hilfswerke hätten zu spät und nicht konsequent eingegriffen, kritisiert die Tageszeitung.

"Ambulanz für Arme nur auf Papier" ist der Artikel überschrieben, den auch die Tageszeitung "Die Welt" aufgegriffen hat. Der FR liegen nach eigenen Angaben "umfangreiche Dokumente über solche Projekte deutscher Hilfswerke in Tansania vor, die zeigen, dass Spendengeld in sechsstelliger Höhe veruntreut wurde".

Betroffen sind demnach das evangelische Hilfswerk "Mission Eine Welt", das Nordelbische Missionswerk (NMZ) und die sächsische Kirchenprovinz (KPS). In Tansania habe eine Selbsthilfe-Gruppe von Aids-Patienten, die etwas gegen die Korruption tun wollte, einen Buchprüfer engagiert. Dessen Bericht über das Finanzgebaren der Verantwortlichen und nachfolgende Presseberichte hätten in Tansania viel Aufsehen erregt.

Ins Rollen brachte den Skandal offenbar der österreichische Arzt Rainer Brandl, der in Zusammenhang mit der Schließung einer Aids-Station im Krankenhaus der tansanischen Kleinstadt Bulongwa den deutschen Hilfswerken vorwirft, nichts gegen den korrupten Bischof und die Misswirtschaft in den Projekten unternommen zu haben. "Durch die Schließung der Aids-Station sind Patienten gestorben, weil sie nicht mehr angemessen behandelt werden konnten", so Brandl laut FR, "dafür ist die deutsche Kirche mitverantwortlich."

Die Deutschen Werke hätten spätestens seit Frühjahr 2006 von den Veruntreuungen gewusst, aber keine rechtlichen Schritte unternommen, zitiert die FR den Geschäftsführer des Arbeitskreises für Weltmission in Österreich, Gottfried Mernyi.

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