Berlin/Paris (epo). - Reporter ohne Grenzen unterstützt die 237 ukrainischen Journalisten und Mitarbeiter des staatlichen TV-Senders UT-1, die in den Streik getreten sind, um gegen systematische Zensur und einseitige Berichterstattung zu protestieren.

Die Menschrechtsorganisation kritisierte die Schikanen und Drohungen der Regierung gegenüber dem oppositionellen Fernsehsender Kanal 5. Seit Tagen sei der Kabelsender nicht mehr zu empfangen. Zudem behauptete der scheidende Präsident Leonid Kutschma, der Sender würde einen Staatsstreich planen. Daher bereue er es, Kanal 5 nicht geschlossen zu haben.

Bereits am Mittwoch protestierten 14 Journalisten des Regierungssenders UT-1 und des privaten, aber regierungsnahen Senders 1+1 gegen die Versuche der Regierung, ausgewogene Berichte über die Vorgänge im Land zu verhindern. Die Regierung schreibt in so genannten "Temnyks" vor, wie über bestimmte Themen zu berichten ist.

Den Protestierenden schlossen sich bald Journalisten anderer, vor allem lokaler Medien an. Am Donnerstag Abend entschieden sich dann 223 weitere Reporter von UT-1, gemeinsam mit ihren Kollegen zu streiken. Zusammen erklärten sie, den Streik erst beenden zu wollen, wenn die Regierung sie wieder unparteiisch berichten lassen würde. Sie forderten außerdem die Erlaubnis, live von den Straßen in Kiew senden zu dürfen, wo "die Geschichte unseres Landes gerade geschrieben wird".

Erfolg zu haben scheint die Aktion nach Erkenntnissen von Reporter ohne Grenzen bisher bei den Sendern 1+1 und Inter: Deren Geschäftsführer haben ihren Redaktionen inzwischen erlaubt, Bilder von den Demonstrationen gegen das Wahlergebnis und für den Oppositionskandidaten Viktor Juschtschenko zu zeigen. Auf vielen Kanälen liefen aber weiterhin Spielfilme; über die politische Lage im Land werde kaum berichtet.

Reporter ohne Grenzen


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