Jean Ziegler. Foto: CARE/Stefan Trappe

Berlin (epo.de). - Die Hilfsorganisation CARE Deutschland-Luxemburg hat ihren Millenniumspreis an den ehemaligen UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, verliehen. CARE ehrte bei der Veranstaltung am Dienstag abend in Berlin "einen Mann, dem es wie niemand anderem vor ihm gelungen ist, auf Ungerechtigkeit in der weltweiten Verteilung von Hab und Gut aufmerksam zu machen und deren Ursachen beim Namen zu nennen". Der CDU-Politiker Heiner Geißler sagte in seiner Laudatio, Jean Ziegler sei "die Stimme der Armen, ihre Sirene. Er ist der Schreck der Mächtigen, er ist ein Freund der Medien, er ist ein interessanter Mann und mutiger Mann."

Ziegler gebe der globalen sozialen Umweltpolitik eine philosophische, ethische Begründung, betonte Geissler. "Er entlarvt das Inhumane des jetzigen Wirtschaftssystems und beschreibt die Alternativen, die planetarische Zivilgesellschaft."

Ziegler hatte als UN-Sonderbotschafter für das Recht auf Nahrung den Hunger wiederholt als "tägliches Massaker" gebrandmarkt und erklärt, es gebe genügend Ressourcen auf der Erde, um jeden Menschen ernähren zu können. "Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet", sagte er immer wieder.

"Ich danke CARE von ganzem Herzen", sagte Ziegler in seiner Dankesrede. "Aber es geht heute nicht nur um eine Zeremonie oder eine Ehrung. Ich bekomme von CARE auch eine Waffe in die Hand mit diesem Preis. Denn wenn dieser prestigereiche Preis mir zufällt, dann muss uns ja an dem Recht auf Nahrung etwas liegen."

Laut Ziegler ist das Recht auf Nahrung das Menschenrecht, "welches am Brutalsten und am Permanentesten verletzt wird." Alle fünf Sekunden sterbe ein Kind an Hunger, doch viele Staaten wie die USA, Kanada oder Großbritannien hätten das Recht nicht anerkannt. Ziegler weiter: "Die Stimme der Hungernden kann nur die Zivilgesellschaft sein, kann nur CARE sein. Wir müssen mit unseren demokratischen Mitteln die Strukturänderung dieser absurden und mörderischen Weltordnung durchsetzen."

Zusätzlich zum Millenniumspreis verlieh CARE einen Partnerschaftspreis an die peruanische Hilfsorganisation Accíon Andina, die im Andenhochland Perus die demokratischen Rechte der indigenen Bevölkerung stärkt. Der Partnerschaftspreis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die Preisverleihung fand in der Friedrich-Ebert Stiftung in Berlin statt. Bereits zum zweiten Mal verlieh CARE den Millenniumspreis. Vorherige Preisträger waren der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker und die nigrische Tuareg-Organisation HED-Tamat.

Foto: Jean Ziegler. © CARE/Stefan Trappe