Rlhstoffpreise 2002-2008. Quelle: Weltbank

Washington (epo.de). - Die Weltbank sieht auf 129 Entwicklungsländer in diesem Jahr als Folge der Finanzkrise ein Finanzierungsdefizit von insgesamt 270 bis 700 Milliarden US-Dollar zukommen. Nur ein Viertel dieser Länder verfüge über genügend Ressourcen einen Anstieg der Armut zu verhindern, erklärte das internationale Finanzinstitut in einem Papier, das am kommenden Samstag den Finanzministern der G20-Gruppe vorgelegt werden soll. Weltbank-Präsident Robert B. Zoellick warnte vor einer “wirtschaftlichen Katastrophe” und “sozialen und politischen Unruhen”, falls die internationale Staatengemeinschaft nicht “in Echtzeit reagiert”.

Den Fehlbetrag in den 129 wirtschaftlich “besonders verletzlichen” Entwicklungsländern führt die Weltbank vor allem auf den Rückgang privater Investitionen in Ländern des Südens zurück. Die internationalen Finanzinstitutionen wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) seien nicht in der Lage, das Defizit von 270 bis 700 Milliarden US-Dollar auszugleichen, die durch öffentliche und private Schulden sowie Handelsbilanzdefizite entstehe, heißt es in dem Papier. An einer Lösung müssten die Regierungen, multilaterale Institutionen und die Privatwirtschaft gemeinsam arbeiten.

“We need to react in real time to a growing crisis that is hurting people in developing countries,” sagte Zoellick. “This global crisis needs a global solution and preventing an economic catastrophe in developing countries is important for global efforts to overcome this crisis. We need investments in safety nets, infrastructure, and small and medium size companies to create jobs and to avoid social and political unrest.”

Als Folge der Finanzkrise werde die Weltwirtschaft zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg schrumpfen, sagt die Weltbank voraus. Die weltweite Industrieproduktion werde Mitte 2009 um 15 Prozent unter dem Wert des Vorjahres liegen. Der Welthandel werde den größten Rückgang der letzten 80 Jahre verzeichnen müssen. Die größten Verluste sieht die Bank auf Ostasien zukommen.

LANGFRISTIGE FOLGEN

Die Finanzkrise werde langfristige Folgen für die Entwicklungsländer haben, so die Weltbank. Die Begebung von Anleihen in Ländern mit hohem Einkommen werde “dramatisch anwachsen” und viele Entwicklungsländer vom Kapitalzufluss abschneiden. Diejenigen, die noch Zugang zum Finanzmarkt hätten, müssten mit höheren Kreditzinsen rechnen. Viele Finanzinstitutionen, die den Ländern des Südens bisher Geld geliehen hatten, seien aber buchstäblich vom Markt verschwunden. Die Folgen seien geringere Kapitalzuflüsse, weniger Investitionen und ein abgeschwächtes Wachstum.

Rückgang der Importe der OECD-Staaten. Quelle: Weltbank

“When this crisis began people in developing countries, especially those in Africa, were the innocent bystanders in this crisis, yet they have no choice but to bear its harsh consequences”, erklärte Weltbank-Direktorin Ngozi Okonjo-Iweala. “We must look at poor people as assets and not liabilities. The new globalization should mean we adopt new ways of caring for our infants, educating our youth, empowering our women and protecting the vulnerable.”

Der Stellungnahme der Weltbank zufolge mussten 94 von 116 untersuchten Entwicklungsländern bereits einen Rückgang ihres Wirtschaftswachstums hinnehmen. 43 von ihnen hätten einen hohen Anteil von Armen in der Bevölkerung. Die am meisten von der Krise betroffenen Sektoren seien die exportierende Industrie, das Baugewerbe und der Bergbau.

Dem Bericht zufolge hat Kambodscha bereits 30.000 Arbeitsplätze in der Bekleidungsindustrie verloren. In Indien habe die Krise im letzten Quartal 2008 mehr als eine halbe Million Menschen arbeitslos gemacht, vor allem in der Diamanentindustrie, der Autoindustrie und der Textilbranche.

Ein Folge ist nach Darstellung der Weltbank, dass immer mehr arme Länder von Entwicklungshilfe abhängig werden. Die Geberländer hätten aber 39 Milliarden Dollar weniger Hilfe bereitgestellt, als sie auf dem G8 Gipfel 2005 in Gleneagles zugesagt hatten. “The concern now is that aid flows will become more volatile as some countries cut their aid budgets while others reaffirm aid commitments, at least for this year”, stellt die Weltbank fest.

World Bank: Swimming Against the Tide: How Developing Countries Are Coping with the Global Crisis (235k pdf)

www.worldbank.org

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