earth hourNew York/Hamburg (epo.de). - UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat in einer Videobotschaft dazu aufgefordert, sich an der "Earth Hour"-Initiative zu beteiligen und am 28. März zwischen 20.30 Uhr und 21.30 Uhr die Lichter zu löschen und damit ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen. "Die Earth Hour eröffnet den Bürgerinnen und Bürgern der Welt die Möglichkeit, eine klare Botschaft auszusenden. Sie wollen, dass im Blick auf den Klimawandel gehandelt wird." Die Initiative geht von der internationalen Umweltschutzorganisation WWF (World Wildlife Fund for Nature) aus.

Der UN-Generalsekretär sieht die diesjährige Aktion als besonders wichtig an, weil die UN-Klimakonferenz im Dezember mit einer breiten Unterstützung durch die Menschen in aller Welt zu einem Erfolg werden muss: "Die Menschen werden ihren Repräsentanten sagen, dass sie in Kopenhagen ein Abkommen schließen müssen. Ein solches Abkommen bei den Klimaverhandlungen wird die Menschen und den Planeten schützen. Wir brauchen ein anspruchsvolles Abkommen, ein Abkommen, das fair und wirksam ist und das auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht."

LICHTER GEHEN VON SCHANGHAI BIS LAS VEGAS AUS

Diese Hoffnung wollen Menschen in mehr als 2.700 Städten in über 80 Ländern durch die symbolische Reduzierung des Stromverbrauchs für eine Stunde zum Ausdruck bringen. Von Hongkong über Moskau bis London werden viele Lichter für eine Stunde ausgehen. Der Eiffelturm wird im Dunkeln liegen, ebenso die Akropolis und das Opernhaus von Sydney.

Die Initiative findet auch im Süden der Welt große Unterstützung. So wird am Abend des 28. März zum Beispiel die Beleuchtung des Olympiastadions in Peking ausgeschaltet, ebenso die Beleuchtung imposanter Hochhäuser in Schanghai. Auch die indische Hauptstadt Delhi beteiligt sich offiziell an der "Earth Hour", und die Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, die Lichter für eine Stunde auszuschalten. Als erstes werden die Lichter am 28. März auf den neuseeländischen Chatham Inseln ausgehen, als letztes in den Spielkasinos von Las Vegas.

Eine "Earth Hour" gibt es seit 2007 jedes Jahr Ende März. Die erste Aktion wurde vom WWF-Australien ins Leben gerufen und war auf die Stadt Sydney beschränkt. Auch die politische Führung der Stadt beteiligte sich an der Aktion, die das Ziel propagieren sollte, den Stromverbrauch Sydneys innerhalb von 12 Monaten um 5% zu reduzieren. Am 8. Dezember 2007 wurde in Deutschland eine ähnliche Aktion anlässlich des Weltklimagipfels durchgeführt. An der Initiative "Licht aus! Für unser Klima" beteiligten sich u.a. WWF, BUND und Greenpeace, ebenso Medien wie die Bild-Zeitung und ProSieben.

Zu den Kritikern dieser Aktion gehörten u.a. taz, attac und Robin Wood. Unter dem Slogan "Licht an – aber richtig" riefen sie dazu auf, statt der symbolischen Aktion lieber auf Energiesparlampen und Ökostrom zu setzen. Am 29. März 2008 beteiligten sich bereits 500 Städte in aller Welt an der "Earth Hour". In Deutschland war die Resonanz allerdings gering.    

Zu den vielen prominenten Persönlichkeiten, die das Projekt "Earth Hour" in diesem Jahr unterstützen, gehören auch der indische Bollywood-Filmstar Aamir Khan und der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu. Tutu erklärte: "Earth Hour ist eine Möglichkeit für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind überall auf dem Globus, zusammenzukommen und mit einer gemeinsamen Stimme einen laute und machtvolle Erklärung zum Thema Klimawandel abzugeben."

Auch so unterschiedliche Organisationen wie das UN-Umweltprogramm (UNEP) und der Weltpfadfinderverband fordern zum Lichtausschalten auf. Ob es mit der vielfältigen Unterstützung gelingen wird, tatsächlich mehr als eine Milliarde Menschen dazu zu bewegen, das Licht auszuschalten, bleibt abzuwarten. Im letzten Jahr waren es nach WWF-Angaben etwa 50 Millionen Menschen.    

HAMBURGER ENGAGEMENT UND BUNDESDEUTSCHE KRITIK

In Deutschland kritisieren manche Umweltorganisationen und Gruppen solche Abschalt-Initiative als wenig wirksam, wenn nicht gar als konterproduktiv. Es sei, fasste "Spiegel Online" die Kritik am 24. März 2009 zusammen, "eine Art klimapolitischer Ablasshandel zur Entlastung des eigenen Gewissens". In diesem Jahr ist Hamburg die einzige deutsche Großstadt, die das Vorhaben offiziell unterstützt. In der schwarz-grün regierten Stadt wird das Rathaus eine Stunde lang nicht angestrahlt, auch die Hauptkirchen und viele andere Gebäude in der Innenstadt werden im Dunklen liegen.

Viel wird davon abhängen, in welchem Umfang die Bürgerinnen und Bürger der Stadt die Lichtschalter betätigen. Bürgermeister Ole von Beust betonte, dass die Botschaft aus Hamburg um so stärker sei, je mehr Bürger sich beteiligen würden. Der Hamburger Umweltstaatsrat Christian Maaß sieht die Initiativen in seiner Stadt im globalen Kontext: "Mit ihrer Teilnahme an der Earth Hour geben Menschen rund um den Globus ihr Votum für das Klima ab."

Dass das Restaurant im Hilton-Hotel in Dortmund ab 20.30 Uhr mit Kerzenlicht statt mit Strom beleuchtet wird, kann die Kritiker der Initiative nicht überzeugen. Sie werden auch eher misstrauisch wahrnehmen, dass Coca-Cola die Initiative weltweit unterstützt und bei dieser Gelegenheit auf der deutschen Website für sich in Anspruch nimmt, sich bereits mit vielen Aktivitäten für den Klimaschutz zu engagieren. Dass die Beleuchtung des "Coke Billboard" am Time Square in New York erstmals für eine Stunde erlischt, lässt die Frage entstehen, wie viel Strom hier seit Jahren Tag für Tag und Nacht für Nacht verbraucht wird.

Zu den Kritikern von "Earth Hour" gehört auch der Bürgermeister der Stadt Wien, Michael Häupl, der sich gegen symbolische Aktionen aussprach. Eine Reihe anderer Städte in Österreich beteiligt sich an der "Earth Hour", ebenso große Schweizer Städte wie Zürich und Basel, wo städtische Gebäude, Brücken und Denkmäler nicht angeleuchtet sein werden.

Ban Ki Moon betonte in seiner Videobotschaft, dass die Welt einen neuen Weg einschlagen müsse: "Wir brauchen grünes Wachstum, das allen Gemeinschaften nützt. Wir brauchen nachhaltige Energie für eine klimafreundlichere, prosperierende Welt. Das ist der Weg in die Zukunft. Wir müssen ihn gemeinsam gehen."

www.earthhour.org

epo.de Mitarbeiter Frank Kürschner-Pelkmann betreut die Website www.klimawandel-bekaempfen.de der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen redaktionell und die eigene Website www.wasser-und-mehr.de.

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