Hochwasser in Indien. Foto: Andheri-HilfeBonn (epo.de). - Mehr als 100 Millionen US-Dollar pro Jahr sind nach Berechnungen von Experten nötig, um armen Ländern eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu ermöglichen. Bei den derzeit in Bonn laufenden Klimaverhandlungen des Klimasekretariats der Vereinten Nationen (UNFCCC) zeichnet sich nun “Versicherungslösungen” ab, mit der zumindest ein Teil der Kosten abgedeckt werden könnten. Der Vorschlag, der jetzt in den vorläufigen Verhandlungstext aufgenommen würde, stammt von der Munich Climate Insurance Initiative (MCII), in der unter anderen die Münchner Rück, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Germanwatch zusammenarbeiten. 

Bei den Klimaverhandlungen in Bonn sei “eine entscheidende Weiche für den Einbau von Versicherungsmechanismen in die Architektur des neuen Klimaabkommens gestellt” worden, berichtete die Nord-Süd-Initiative Germanwatch am Dienstag in Bonn. Die Delegierten hätten den MCII-Vorschlag in den Text aufgenommen, der die Verhandlungsgrundlage für den Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen bilden soll.

Germanwatch zufolge ist die Notwendigkeit eines Risikomanagements in den Ländern des Südens am höchsten, weil die Verluste von Menschenleben und materiellen Werten durch Wetterextreme in armen Ländern besonders stark steigen. Insgesamt belief sich die Schadenssumme in vergangenen Jahrzehnt auf durchschnittlich 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Versicherungen können hier eine Möglichkeit bieten, so die MCII-Intitiative, indem sie Dürren, Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme und andere Formen von Wetterschwankungen und –extremen abdecken. “Versicherungslösungen bieten Entwicklungsländern die Möglichkeit, die Armut zu bekämpfen und sich an den Klimawandel anzupassen”, meint Germanwatch.

MEILENSTEIN ERREICHT

“In den derzeitigen Klimaverhandlungen in Bonn ist ein wichtiger Meilenstein erreicht worden”, stellte Germanwatch am Dienstag fest. “Das UNFCCC hat einen Vorverhandlungstext herausgegeben, der als Grundlage für die Delegierten dient, weitere Bausteine des Kopenhagenabkommens zu erarbeiten.”

Für eine internationale Klimaversicherungslösung benötige man eine Risikovorsorgeplanung, die eine Versicherung beinhaltet. Außerdem fordere das Papier einen zugeschnittenen finanziellen Mechanismus in einem multilateralen Fonds für Anpassung, so Germanwatch.

Die Unterstützter der Versicherungslösung fordern neben institutionellen Vereinbarungen zur Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel auch die entsprechende Bürokratie - “einen politischen Rahmen und ein eigenes Gremium”. Christoph Bals, stellvertretender Vorsitzender von MCII, geht davon aus, dass “der Rahmen dafür auch Risikovorsorge beinhalten wird - von dem wiederum Versicherungslösungen, zugeschnitten auf verletzliche Menschen in Entwicklungsländer, ein Teil sind”.

MCII-VORSCHLAG ZUM RISIKOMANAGEMENT

Der MCII-Vorschlag, der bei den Klimaverhandlungen mit einbezogen wird, beinhaltet laut Germanwatch “Risikominderungs- und Versicherungsmechanismen in einem internationalen Risikomanagement”. Dieses würde die Mittel aus einem finanziellen Mechanismus beziehen, über den in der Klimavereinbarung in Kopenhagen entschieden werden müsse. MCII schätzt die jährlichen Kosten eines solchen “Risikomanagement-Moduls” auf rund zehn Milliarden US Dollar.

Der Vorschlag sieht außerdem vor, dass CO2-emittierende Staaten die Finanzierung eines internationalen Pools für Risikoteilung bei katastrophalen, wetterbedingten Ereignissen zur Verfügung stellen. Zusätzlich sollten Entwicklungsländer internationale Unterstützung für “anreizbasierte und bezahlbare Versicherungsprogramme” erhalten. “Diese sollen den Armen dienen, ohne Versicherungsmärkte zu verzerren.”

MÜNCHNER RÜCK IST OPTIMISTISCH

“Die Entscheidung bei den Klimaverhandlungen in Bonn hat es sehr wahrscheinlich gemacht, dass Versicherungslösungen für Entwicklungsländer Teil einer neuen Klimavereinbarung sein werden, die hoffentlich Ende dieses Jahres beschlossen wird”, sagte Prof. Peter Hoeppe, Vorsitzender von MCII and Leiter der Geo-Risiko Forschung der “Münchner Rück”-Versicherung. MCII werde bis zur nächsten Klima-Verhandlungsrunde im Juni gemeinsam mit ISDR, einer UN-Organisation, die sich auf Katastrophenvorsorge spezialisiert hat, einen Bericht herausgeben, der die “empirischen Zusammenhänge zwischen Versicherungsmechanismen einerseits und der Minderung von Katastrophenrisiko und der Unterstützung von Anpassung andererseits” untersuchen solle.

Die Munich Climate Insurance Initiative (MCII) wurde 2005 gegründet. Sie bringt Versicherer, Klimawandel- und Anpassungsexperten, NGOs und Wissenschaftler zusammen, um Lösungen für die vom Klimawandel verursachten Risiken zu finden. MCII gehören Vertreter von Germanwatch, IIASA, der Münchener Rück, der Münchener Rück Stiftung, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem Europäischen Klima Forum, TERI, dem Tyndall Centre, der United Nations University Institute für Umwelt und menschliche Sicherheit (UNU-EHS), der Weltbank und unabhängige Experten an.

www.climate-insurance.org
www.germanwatch.org

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