Josef Ackermann. Foto: Deutsche BankFrankfurt (epo.de). - Wenn die Aktionäre der Deutschen Bank am heutigen Dienstag zur Hauptversammlung in der Frankfurter Festhalle zusammenkommen, sind einige weit gereiste Gäste mit dabei. Ein stellvertretender Bürgermeister aus der nigrischen Stadt Arlit und der Filmemacher Samarendra Das aus dem indischen Orissa wollen Deutsche Bank-Vorstandschef Josef Ackermann (Foto) gemeinsam mit europäischen Aktivisten mit den negativen Aspekten des Bank-Mottos "Leistung aus Leidenschaft" konfrontieren.

"Die Deutsche Bank unterstützt kontinuierlich die Pläne des Atomkonzerns Areva, den Uranbergbau in Afrika voranzutreiben und verdient daran gut. Deshalb muss sie auch die Verantwortung für die hohen gesundheitlichen und ökologischen Kosten mit übernehmen", sagt Almoustapha Alhacen. Der stellvertretende Bürgermeister der nigrischen Stadt Arlit und langjährige Areva-Mitarbeiter fordert von Ackermann bessere Sicherheitsstandards für die radioaktiven Abfälle und eine unabhängige Untersuchung der Umweltauswirkungen des Uranabbaus.

Dem Umweltschützer und Filmemacher Samarendra Das prangert die Geschäfte der Deutschen Bank mit dem Bergbau-Unternehmen Vedanta an. Im indischen Bundesstaat Orissa plant die Vedanta-Tochter Sterlite Industries trotz massiver Proteste und Blockaden der lokalen Bevölkerung die Errichtung einer Bauxitmine, für die indigene Heiligtümer der Dongria Kondh zerstört werden müssten (epo.de berichtete).

"Andere Finanzdienstleister wie der Staatliche Norwegische Pensionsfonds haben Vedanta längst aus ihrem Portfolio gestrichen, wegen systematischer Verletzungen von Umwelt- und Menschenrechten bei unterschiedlichen Unternehmungen - sowohl hier in Indien als auch anderswo", berichtet Das. "Es ist unbegreiflich, warum die Deutsche Bank weiterhin an diesem Skandalkunden festhält."

"Die Liste skandalöser Finanzierungen der Deutschen Bank ist lang", urteilt Barbara Happe von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. "Beispiele wie Areva und Vedanta zeigen, dass das Risikomanagement bei der Deutschen Bank in Sachen Umwelt- und Menschenrechtsschutz mangelhaft ist."

IMAGE DES SAUBERMANNES

In der Öffentlichkeit versuche sich die Deutsche Bank ein grünes Image als Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit zu präsentieren, kritisieren Umweltschützer. Keine andere deutsche Bank hane mehr Selbstverpflichtungen zum Thema Nachhaltigkeit unterzeichnet als das größte Frankfurter Geldhaus - rund 20. Bisher habe die Bank jedoch "darauf verzichtet, diese Selbstverpflichtungen mit Leben zu füllen und verbindliche Umwelt- und Sozialstandards für ihr Finanzierungsgeschäft zu verabschieden und zu veröffentlichen", kritisiert urgewald. "Damit hinkt sie anderen internationalen Großbanken hinterher. die bereits vor Jahren Standards entwickelt haben, um sich wirkungsvoller vor ökologischen und sozialen Fehlinvestitionen zu schützen."

"Wer sich die Nachhaltigkeitspolitik der Deutschen Bank anschaut, gelangt unweigerlich zu dem Schluss, dass es dabei primär um Imagepolitur geht. Mit Hochglanzbroschüren und einzelnen grünen Vorzeigeprojekten wie jetzt die ökologische Modernisierung der Zwillingstürme will die Deutsche Bank von fehlenden Umwelt- und Menschenrechtsstandards sowie Skandalfinanzierungen ablenken", urteilt Happe. "Bei diesem Thema ist die Deutsche Bank noch Lichtjahre davon entfernt, um den Banken-Weltmeistertitel mitspielen zu können, den Herr Ackermann so gern erringen will."

Urgewald hat ein Dossier mit dem Titel "Deutsche Bank: ein fragwürdiges Markenzeichen" vorgelegt. Darin stellt die nichtstaatliche Organisation, die sich seit Jahren mit dem Finanzgebaren von Konzernen befasst, acht "besonders umstrittene Finanzdienstleistungen der Deutschen Bank" aus den letzten Jahren vor.

"Der deutsche Bankenprimus gibt Kredite an Firmen, die Bürgerkriege anheizen wie das Goldunternehmen AngloGold Ashanti in der DR Kongo oder das Ölkonglomerat CNPC/PetroChina im Sudan und stellt sich als Hausbank für die korrupte Regierung Turkmenistans zur Verfügung", erklärte urgewald. "Sie ist Partner für Umweltsünder und Wasservergifter in Indien und Indonesien. Außerdem hat sie das ganze Programm der Nuklear-Branche im Angebot, vom Uranbergbau über einen Nuklear-Power-Index bis hin zu Geschäften mit Firmen, die Uran-Waffen produzieren."

Fotos: Gebäude der Deutschen Bank in Frankfurt, Vorstandschef Josef Ackermann © Deutsche Bank

www.urgewald.de
www.deutsche-bank.de

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