Hotel SaharaBerlin (epo.de). - Das Casablanca des 21. Jahrhunderts ist Nouhadibou, eine kleine Stadt an der mauretanischen Küste. Hier, zwischen Wüste und Meer, im Hotel Sahara, begegnen sich zahllose Flüchtlinge aus den Ländern Subsahara-Afrikas auf dem Weg nach Europa. Doch der Startpunkt der Sehnsucht nach einem besseren Leben erweist sich für viele als Endstation. Beim Versuch, die horrenden Kosten für die lebensgefährliche Mittelmeer-Überfahrt in kleinen Pirogen aufzutreiben, bleiben unzählige Frauen und Männer in Nouhadibou stecken. Die Filmemacherin Bettina Haasen ist den Träumen und Schicksalen nachgegangen. Ihr Dokumentarfilm "Hotel Sahara" hat am 3. August in Berlin Kinostart.

Lamiya träumt davon, ein berühmter Fußballheld zu werden. Seinen Fußball würde er über jeden Ozean mitnehmen. Chichis Vater hat sein Land verkauft, um der Tochter die Reise nach Europa zu ermöglichen. Kevin hat die Illusionen über das gelobte europäische Festland bereits aufgegeben, doch kann er auch nicht mit leeren Händen in seine Heimat zurückkehren.

"Hotel Sahara", so Bettina Haasen, "ist die intime Momentaufnahme eines Provisoriums. Zwischen Ankunft und Abreise, zwischen Todesnachrichten und Hoffnungseuphorie, zwischen Zukunftsträumen und der enttäuschenden Gegenwart behaupten die Protagonisten eine faszinierende Kraft und Energie." Bettina Haasen porträtiert sie in atmosphärischen und eindringlichen Bildern, die ihre Wünsche und Ängste spürbar machen.

PROFITEURE DER HOFFNUNG

Nouadhibou, mit 90.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Mauretaniens, ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Hauptwirtschaftszweig ist neben der Eisenerzverarbeitung und -verschiffung die Fischerei. Mauretanien hat einen der größten Fischbestände Westafrikas. 2006 wurde ein für sechs Jahre gültiges Abkommen zwischen der Europäischen Union und Mauretanien abgeschlossen. Für 86 Millionen Euro erkauften sich die EU-Fangflotten das Recht, jährlich 205.000 Tonnen Fisch zu fangen und in Europa zu vermarkten. Eine 12-Meilen-Zone soll einheimische Fischer schützen. Doch den industriellen Fangmethoden und einer hoch subventionierten Fischereiflotte sind die westafrikanischen Fischer nicht gewachsen. Die stillgelegten Pirogen werden immer häufiger an Schlepperbanden vermietet oder verkauft.


Film Hotel Sahara von Bettina Haasen

Nouadhibou ist jetzt der Atlantikhafen für junge Afrikaner auf der Suche nach einem besseren Leben. Die Bootsfahrt vom Nouadhibou zu den Kanarischen Inseln ist gefährlich und teuer. Trotzdem riskieren die Migranten bei stürmischem Wetter ihr Leben auf einer mehrtägigen Überfahrt. Viele ziehen in andere europäische Länder weiter, vor allem nach Frankreich und Belgien.

Menschenschmuggler, Polizisten, Arbeitgeber - sie alle profitieren in Nouadhibou von den Migranten. Nur wenige Flüchtlinge erreichen die europäische Küste. Für die, die kein Glück haben, endet der Traum in einem Albtraum. Jede Woche spült das Meer weitere Leichen an.

Bettina HaasenBettina Haasen, 1969 in Göttingen geboren, studierte Afrikanistik und Politische Wissenschaft in Hamburg und Paris. Seit 1992 war sie als Regieassistentin und Producerin bei verschiedenen Filmproduktionen tätig. Für ihren ersten Dokumentarfilm "Zwischen zwei Welten" wurde sie beim Internationalen Dokumentarfilmfestival Amsterdam mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet und gewann den Nachwuchspreis beim Filmfest Potsdam 2000. Bettina Haasen lebt als freie Autorin und Filmemacherin in Berlin und ist Lehrbeauftragte beim Institut für internationale Weiterbildung und Entwicklung (InWEnt) in Bad Honnef.

Die Idee zu "Hotel Sahara" entstand während eines Aufenthaltes als Entwicklungshelferin in einem Friedensförderungsprojekt in Agadez (Niger). "Tagtäglich sah ich die überladenen LKWs, die durch die Stadt bretterten auf dem Weg durch die Wüste Richtung Libyen", berichtet Bettina Haasen. "In Agadez gibt es sogar tatsächlich ein Hotel, das sich Hotel Sahara nennt. Ich habe mich mit dem Manager angefreundet und bekam über ihn Zugang zu den Durchreisenden, die aus vielen westafrikanischen Ländern kamen und hier eine Zuflucht fanden."

Der Kino-Dokumentarfilm startet am 3. August in Berlin und tourt anschließend durch deutsche Kinos. 

HOTEL SAHARA
Dokumentarfilm, Deutschland 2008, 85 Min., OMU
Written and directed by BETTINA HAASEN
Director of Photography JACKO VAN T´HOF
Editing KRISTINE LANGNER
Sound PASCAL CAPITOLIN
Music KARSTEN HOEFER & THE DURGAS
Producer EVA RINK & MARIA WISCHNEWSKI
www.hotelsahara.de


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