Foto: Demonstration vor dem Bundeskanzleramt in BerinEssen (epo.de). - Das Deutsche Netzwerk Wirtschaftsethik hat am Montag in Essen die Business Social Compliance Initiative (BSCI) mit dem Preis für Unternehmensethik ausgezeichnet. Die Supermarktinitiative und die Kampagne für Saubere Kleidung kritisierten die Vergabe des Preises an die BSCI. Die Auszeichnung für Transparenz und Entwicklung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen sei nicht nachvollziehbar, erklärten die nichtstaatlichen Organisationen.

"Aldi, Lidl, Metro und weitere deutsche Einzelhandelsunternehmen, die BSCI-Mitglieder sind, tragen Verantwortung für die weltweite Schwächung von Sozialstandards", erklärte Sandra Dusch Silva von der Kampagne für Saubere Kleidung. Die Supermarktinitiative habe zahlreiche Arbeitsrechtsverletzungen bei Zulieferern von BSCI-Mitgliedsunternehmen dokumentiert. Löhne unterhalb des Existenzminimums, Zeitverträge, Unterdrückung von Gewerkschaften, ausufernde Überstunden und Frauendiskriminierung gehörten zum Alltag in den Fabriken, die für BSCI-Mitgliedsunternehmen arbeiten.

"Die BSCI-Betriebskontrollen sind kein effektiver Weg, um die Arbeitsbedingungen in der Zulieferkette zu verbessern", kommentierte Oxfams Arbeitsrechtsexpertin Franziska Humbert. Die Arbeiterinnen und Arbeiter, die bei den Betriebskontrollen interviewt würden, stünden oft unter enormem Druck und hätten Angst, ihren Job zu verlieren, wenn sie sich negativ äußern. Zudem seien Berichte über diese Betriebskontrollen nicht einsehbar.

Darüber hinaus seien Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften in der BSCI keine gleichberechtigten Mitglieder, kritisierten Supermarktinitiative und Kampagne für Saubere Kleidung. Kleinbauernfamilien und Arbeiter hätten somit keine Interessenvertretung und Einspruchsmöglichkeit.

Die Supermarkt-Initiative ist ein Zusammenschluss von 23 Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, die den "Missbrauch von Einkaufsmacht" aufdecken und begrenzen wollen. Die fünf größten Supermarktketten Deutschlands (Aldi, Edeka, Lidl, Metro und Rewe) hätten inzwischen eine Marktmacht von über 90 Prozent, kritisieren sie. Dadurch könnten sie den Lieferanten ihre Bedingungen diktieren und die Preise immer weiter drücken. Die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, CCC) ist ein Netzwerk von mehr als 300 Gewerkschaften und NRO, Verbraucherorganisationen, kirchlichen Gruppen, Eine-Welt-Läden, Recherche-Institutionen und Frauenrechtsorganisationen. Ziel der CCC ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungs- und Sportartikelindustrie.

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